Tobias Kühn

Liegt Bethlehem im Gazastreifen?

Es ist Zeit, darüber aufzuklären, dass die dortigen Christen nicht israelischen Bomben, sondern den Raketen der Hamas ausgeliefert sind

von Tobias Kühn  23.11.2023 08:09 Uhr

Tobias Kühn Foto: Marco Limberg

Es ist Zeit, darüber aufzuklären, dass die dortigen Christen nicht israelischen Bomben, sondern den Raketen der Hamas ausgeliefert sind

von Tobias Kühn  23.11.2023 08:09 Uhr

In evangelischen Kirchen in Berlin und Brandenburg wurde vor Kurzem für die deutsche Auslandsschule »Talitha Kumi« gesammelt. Sie wird vom Berliner Missionswerk getragen und liegt am Rande von Bethlehem im palästinensischen Autonomiegebiet, kurz hinter der Stadtgrenze von Jerusalem.

Nachdem in den Gottesdiensten das Geld eingesammelt worden war, hieß es, man hoffe, dass die Kinder bald wieder vor Ort lernen können und nicht mehr der Gefahr von Bomben ausgesetzt seien. Ja, die Schule befinde sich im Gazastreifen, schob so mancher Pfarrer hinterher.

Verwirrung und Panik

Leider ist Geografie nicht Teil des Theologiestudiums. Sonst hätten die Pfarrer gewusst, dass Bethlehem rund 70 Kilometer nordöstlich vom Gazastreifen liegt. Zur Verwirrung trug maßgeblich die Kommunikation der Talitha-Kumi-Schule bei. Auf deren Website gibt die stellvertretende Schulleiterin »einen persönlichen Einblick in die Schultage nach dem Beginn des Gaza-Krieges«: »Der erste Bombenangriff war sehr laut, zwei weitere folgten. Fast alle aus der Lehrerschaft hörten auf zu unterrichten. Die Schülerinnen und Schüler gerieten in Panik, alle rannten durcheinander.«

Was der Bericht ursprünglich unterschlug, ist die Tatsache, dass es Raketen der Hamas sind, welche die palästinensischen Kinder in Schrecken versetzen. Raketen, mit denen die Terroristen Tag für Tag von Gaza aus israelische Städte beschießen. Da die Schule sehr nah an der israelischen Grenze liegt, sind auch die christlichen und muslimischen Kinder gefährdet, die die Schule besuchen.

Irritierende Passagen

Die Hamas als Täter klar zu benennen und nicht vage in den Raum zu stellen, israelische Bomben würden Bethlehem bedrohen, muss in diesen Tagen Aufgabe der Kirchen sein. Nach einem Telefonat der Jüdischen Allgemeinen mit dem Berliner Missionswerk wurden die irritierenden Passagen auf der Website der Schule inzwischen geändert.

Bald wird in den Kirchen Weihnachten gefeiert, das Fest der Geburt Jesu, der laut christlicher Überlieferung in Bethlehem geboren sein soll. Zeit, darüber aufzuklären, dass die dortigen Christen nicht israelischen Bomben, sondern den Raketen der Hamas ausgeliefert sind.

kuehn@juedische-allgemeine.de

Meinung

Tiefpunkt für die Pressefreiheit

An der besetzten Alice Salomon Hochschule versuchte die Rektorin zusammen mit israelfeindlichen Aktivisten, die journalistische Berichterstattung zu verhindern

von Jörg Reichel  10.01.2025

Meinung

Hitler ein Linker? Der »Vogelschiss«-Moment der Alice Weidel

Mir ihren Aussagen zu Adolf Hitler im Gespräch mit Elon Musk hat die AfD-Chefin erneut ihre Inkompetenz bewiesen

von Michael Thaidigsmann  10.01.2025

Meinung

Wo Extremisten keine Gegenwehr fürchten müssen

In Berlin wurde die Alice Salomon Hochschule von Hamas-Sympathisanten besetzt. Erneut setzen weder die Studierendenschaft noch das Präsidium der Terrorverherrlichung etwas entgegen

von Noam Petri  08.01.2025

Meinung

Der Neofaschist Herbert Kickl ist eine Gefahr für Österreich

In der FPÖ jagt ein antisemitischer »Einzelfall« den anderen, ihr Obmann will die liberale Demokratie abschaffen und könnte schon bald Kanzler sein

von Bini Guttmann  08.01.2025

Sebastian Leber

Treitschke ist nicht »umstritten«

Die CDU in Berlin-Steglitz weigert sich, den eindeutigen Antisemitismus des Historikers anzuerkennen – und macht sich damit im Streit um einen Straßennamen unglaubwürdig

von Sebastian Leber  07.01.2025

Volker Beck

Christoph Heusgen: Ein außenpolitischer Bruchpilot

Die Kritik des Spitzendiplomaten an Israel ist niederträchtig – und seine eigene politische Bilanz verheerend

von Volker Beck  02.01.2025

Mascha Malburg

Wer jüdisches Leben wirklich schützt

Manche jüdische Einrichtungen setzen neben dem Polizeischutz auf eigenes Sicherheitspersonal – und das ist auch gut so

von Mascha Malburg  02.01.2025

Sabine Brandes

Frieden einfordern

Unsere Israel-Korrespondentin Sabine Brandes ist davon überzeugt, dass ein Naher Osten ohne Blutvergießen kein Traum bleiben muss

von Sabine Brandes  01.01.2025

Meinung

Der AfD-Claqueur

Elon Musk hat sich als Unterstützer der AfD geoutet. Das sollte seinen Anhängern in Deutschland eine Warnung sein

von Michael Thaidigsmann  28.12.2024 Aktualisiert