Israels früherem und künftigem Premier Benjamin Netanjahu stehen große Herausforderungen bevor, auch in der Außenpolitik. Seine neue Regierung wird eine neue Strategie in Bezug auf Russlands Vernichtungskrieg gegen die Ukraine vorlegen müssen. Mehr als sechs Millionen Ukrainer sind bereits zu Flüchtlingen geworden.
Auch die jüdischen Gemeinden in der Ukraine bluten aus. Ebenso fliehen aus Russland viele Juden, Schätzungen zufolge haben in den vergangenen Monaten etwa 75.000 das Land verlassen. Davon sind mindestens 25.000 nach Israel ausgewandert.
jewish agency Nachdem der Kreml nun die Aktivitäten der Jewish Agency in Russland unterbinden will und Wladimir Putin jüngst eine Teilmobilisierung von Reservisten angeordnet hat, wächst die Sorge, dass es zumindest für russische Bürger bald einen neuen Eisernen Vorhang geben wird und die Auswanderung dann unmöglich sein könnte.
Israels Regierung muss jetzt handeln. Sie kann sich nicht mehr auf Solidaritätsbekundungen oder Verurteilungen aus der Ferne beschränken, sondern sollte schnell eine Initiative für Flüchtlinge aus der Ukraine und Russland auf den Weg bringen, damit ihnen eine gute Zukunft in Israel ermöglicht wird.
Israels Regierung muss jetzt handeln. Sie kann sich nicht mehr auf Solidaritätsbekundungen oder Verurteilungen aus der Ferne beschränken.
Der jüdische Staat sollte alle Hürden bei der Aufnahme von Olim aus Russland beseitigen. Dazu zählt auch, Einwanderern die Eröffnung von Konten und die Überführung ihres Vermögens zu erleichtern sowie die Wartezeiten zur Bestätigung der jüdischen Identität zu verkürzen.
aggression Israel muss aber auch seine strategischen Überlegungen im Blick auf Russland überdenken, was sich auf den Handlungsspielraum im Libanon und in Syrien auswirken wird. Nicht nur angesichts der russischen Aggression gegen die jüdische Diaspora, sondern auch wegen Israels eigener Interessen ist der Status quo gegenüber Moskau nicht mehr länger haltbar.
Es sollte für Netanjahu eine Priorität sein, die richtigen Antworten auf diese Fragen zu geben – und endlich einen Kurswechsel einzuleiten.
Der Autor ist Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz und war fast 30 Jahre lang Oberrabbiner von Moskau.