Unsere Demokratie steht vor riesigen Herausforderungen: Geschichtsrevisionistische Legenden, Antisemitismus und Rassismus verbreiten sich viral, nicht zuletzt durch die Hetze aus der AfD. Zugleich erleben wir einen erinnerungspolitischen Klimawandel: Insgesamt nimmt das Bewusstsein dafür ab, welche Bedeutung die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen für unsere Gesellschaft hat.
Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, fordert in dieser Lage eine »politische Offensive« von Bund und Ländern zur finanziellen Stärkung der historisch-politischen Bildungsarbeit. Diese Forderung kann man nur unterstreichen.
Aktuell sieht die Realität allerdings anders aus: Zwar wurden für einige bundesgeförderte Gedenkstätten für das laufende Jahr die Zuwendungen erhöht, etwa für die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Auch für 2025 wird es wohl leichte Erhöhungen geben. Etliche Gedenkstätten, von denen manche ausschließlich von den Ländern oder den Kommunen gefördert werden, müssen aber seit Jahren mit gedeckelten Haushalten auskommen, was angesichts steigender Kosten einer Kürzung gleichkommt.
Gedenkstätten allein können den Rechtsruck in der Gesellschaft nicht verhindern. Aber sie können dazu beitragen, der Hetze die Stärkung von historischer Urteilskraft entgegenzusetzen.
Erschwerend kommen seitens des Bundesinnenministeriums schmerzliche Eingriffe in die Ausstattung der Freiwilligendienste hinzu, von denen viele Gedenkstätten und Träger politischer Bildungsarbeit abhängig sind: Ohne die Hilfe dieser engagierten jungen Menschen wäre ihre Arbeit gar nicht möglich.
Gedenkstätten allein können den Rechtsruck in der Gesellschaft nicht verhindern. Aber sie können dazu beitragen, mittels wissenschaftlich fundierter, quellengestützter Bildungsarbeit der Desinformation und Hetze die Stärkung von Geschichtsbewusstsein und historischer Urteilskraft entgegenzusetzen. Das kostet Geld – das aber gut investiert ist, wenn wir weiterhin in einem liberalen, demokratischen Rechtsstaat und einer humanen Gesellschaft leben wollen.
Der Autor ist Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.