Wieder ist Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan. Der neu aufgeflammte Konflikt um die mehrheitlich armenisch bewohnte Enklave Berg-Karabach ist nicht neu. Dennoch scheint eine Lösung fern, trotz jahrzehntelanger Bemühungen der »Minsker Gruppe«, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Seit dem letzten Waffenstillstand von 1994 – nach sechs Jahren Krieg – bemühten sich deren Ko-Vorsitzende USA, Frankreich und Russland um eine friedliche Lösung. Mit mäßigem Erfolg: Weder schafften sie es, den regelmäßigen Austausch zwischen beiden Seiten effektiv voranzutreiben, noch trugen sie zur Umsetzung der vier Resolutionen des UN-Sicherheitsrats von 1993 bei.
Gründe Genau hier könnte Israel als möglicher Vermittler ins Spiel kommen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Zum einen verfügt Israel über diplomatische Vertretungen in allen drei kaukasischen Republiken. Zudem würde Israels Engagement in der Minsker Gruppe – im Unterschied zu den anderen Regionalplayern wie Georgien, Iran oder der Ukraine – nicht in Opposition zu den drei Ko-Vorsitzenden stehen.
Ein weiteres Plus: Israels Verhandlungserfahrungen auf binationaler wie multinationaler Ebene, die Jerusalem mit den arabischen Staaten im Einzelnen wie auch mit supranationalen Organisationen führte und führt, könnten auch Armenier und Aserbaidschaner voranbringen.
Hinzu kommt: In Israel leben sowohl Christen als auch Muslime. Israels Kompetenz im interreligiösen Dialog wäre somit von enormer Signifikanz auch aus konfessioneller Sicht. Auch trägt Israel effektiv zur Modernisierung in vielen Weltregionen bei. Sein Engagement vor allem beim Infrastrukturaufbau in Afrika und Asien wurde mehrfach international gewürdigt.
Der Bereich der Konfliktschlichtung nun wäre ein weiteres Feld, zu dem Israels Diplomaten und zivilgesellschaftliche Einrichtungen positiv beitragen können. Der Kaukasus würde davon nur profitieren.
Der Autor ist Politikwissenschaftler und Osteuropa-Experte an der Universität Bonn.