Nicholas Potter

Karneval de Purim: Jetzt erst recht!

Kaum eine Woche vergeht seit dem 7. Oktober ohne den nächsten Totalausfall in einer Szene, die eigentlich für Diversität und Inklusion stehen will

von Nicholas Potter  21.03.2024 15:33 Uhr Aktualisiert

Der Autor und Journalist Nicholas Potter Foto: Olga Blackbird

Kaum eine Woche vergeht seit dem 7. Oktober ohne den nächsten Totalausfall in einer Szene, die eigentlich für Diversität und Inklusion stehen will

von Nicholas Potter  21.03.2024 15:33 Uhr Aktualisiert

Wenn es schon berichtenswert ist, dass eine Berliner Technoparty zu Purim endlich eine Location gefunden hat, spricht das Bände über eine elektronische Musikszene, die vollkommen versagt, wenn es um Antisemitismus geht.

Aber als der israelische Promoter Roy S. den Veranstaltungsort »Zenner« im Treptower Park im Dezember 2023 anfragte, sagte ein Mitarbeiter des Klubs ab mit den Worten: »Es ist im Moment weder vernünftig noch klug, eine jüdische Karnevalsparty zu veranstalten.« Am Samstag findet der »Karneval de Purim«, den Roy S. seit zehn Jahren veranstaltet, dennoch statt – in der »Renate«, früher »Salon zur wilden Renate«. Aber die Freude hält sich in Grenzen.

Das Booking sei schwergefallen, weil DJs Angst hätten, als pro-israelisch zu gelten, berichtet er. Zusätzliches Sicherheitspersonal werde notwendig sein. Auch ein Blick auf die globale Klublandschaft dämpft die Partystimmung.

Auch ein Blick auf die globale Klublandschaft dämpft die Partystimmung.

Die »DJs Against Apartheid« sehen den Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 als »natürliche«, »unausweichliche« Reaktion. Eine New Yorker DJ wird dabei gefilmt, wie sie Plakate für zwei 13-jährige Geiseln abreißt – und wird von der Szene mit einer Crowdfunding-Kampagne unterstützt. Ein Technofestival in Portugal – das »Waking Life« – betont in einem Instagram-Post, dass Zionismus keinen Platz auf der Tanzfläche habe.

Kaum eine Woche vergeht seit dem 7. Oktober ohne den nächsten Totalausfall in einer Szene, die eigentlich für Diversität und Inklusion stehen will. Was man nicht hört: Solidarität oder Empathie mit den 364 ermordeten Raverinnen und Ravern auf dem Supernova-Festival, mit den 40 friedlich Feiernden, die nach Gaza verschleppt wurden, mit den vielen traumatisierten Überlebenden. Lieber sagt man Juden in Deutschland: Feiert euer Purim doch woanders.

Der Autor ist Journalist. Zuletzt von ihm erschienen: »Judenhass Underground. Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen«.

Meinung

Die Schweizer Sozialdemokraten und ihr radikaler Mittelweg

Die SP versteckt sich hinter widersprüchlichen und israelkritischen Resolutionen

von Nicole Dreyfus  29.10.2024

Meinung

Problemfall UNRWA

Zu nahe an der Hamas – deshalb will Israel die Arbeit des Hilfswerks einschränken. Doch Alternativen zur Versorgung der Palästinenser fehlen

von Ralf Balke  29.10.2024

Meinung

Es geht um Anstand

Wer wie Aydan Özoguz Israel dämonisiert, darf in demokratischen Parteien keine Position haben

von Renée Röske  27.10.2024

Meinung

Diese UN braucht kein Mensch

Die UN sind hochpolitisch und verfügen über genauso wenig Gerechtigkeitssinn, wie die meisten ihrer Mitgliedstaaten. Die antiisraelische Agenda ist dabei der größte gemeinsame Nenner

von Joëlle Weil  26.10.2024

Joshua Schultheis

Netanjahu muss sein Schweigen brechen

Auf einer Konferenz forderten selbst Likud-Abgeordnete die Wiederbesiedlung von Gaza. Der Premier sollte endlich einschreiten

von Joshua Schultheis  23.10.2024

Meinung

Die Linke auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit

Wenn sie nicht gegen ihre Israelfeinde vorgeht, wird sie zur irrelevanten Splitterpartei

von Joshua Schultheis  22.10.2024

Essay

Warum Juden in Deutschland zur »Heimatfront« geworden sind

Unsere Gastautorin Esther Schapira über die kurze Erleichterung nach dem Tod Sinwars und den antisemitischen Dammbruch in der Bundesrepublik

von Esther Schapira  20.10.2024

Kommentar

Zeit für den Rücktritt, Aydan Özoguz!

Die Bundestagsvizepräsidentin hat sich für ihr hohes Amt ein für alle Mal als untauglich erwiesen. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  19.10.2024

Meinung

Beim Israelhass bleibt Sarah Wagenknecht sich treu

Die Partei der ehemaligen Linken-Politikerin ist auf stramm antizionistischem SED-Kurs

von Volker Beck  16.10.2024