Meinung

Kann die Berlinale diesmal Israel-Bashing verhindern?

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  14.02.2025 14:26 Uhr

Die Kulturjournalistin Maria Ossowski Foto: privat

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  14.02.2025 14:26 Uhr

Keffiyeh überm Abendkleid? Erlaubt. »From the river to the sea«- Parolen? Zumindest nicht verboten, der Ausspruch erfordere »besondere Sensibilität«. So steht es in den »FAQs Dialog und Austausch« auf der Homepage der Berlinale 2025. 

Nach dem Applaus führender Politiker für den Genozidvorwurf gegen Israel im vergangenen Jahr hat die Berlinale-Leitung jetzt einen schriftlichen Leitfaden verfasst, der eventuelle politische Meinungsäußerungen zum Nahostkonflikt thematisiert. Das internationale Filmfestival fühlt sich in diesem Framework nicht an die Antisemitismus-Resolution des Bundestages von 2024 gebunden. Diese Absichtserklärung sei kein rechtsverbindliches Dokument und habe »auf die Durchführung der Berlinale keinen Einfluss«. 

Daher stellen sich bei der Lektüre des Vademekums einige Fragen: 

Warum ist es notwendig, das Tragen eines Palästinensertuchs schriftlich zu erlauben? Seit dem 7. Oktober 2023 fühlen sich die jüdischen Communities und ihre Freunde in Deutschland beim Anblick dieses Symbols bedroht. Sind sie der Berlinale egal? Animiert man damit nicht vielleicht sogar zum Tragen des Palästinensertuchs? 

Die Antisemitismus-Resolution des Bundestages ist in der Tat kein Gesetz, sondern eine Reaktion auf die wachsende judenhassende Stimmung im Land nach dem Massaker vom 7. Oktober. Warum betont die Berlinale, dass diese Resolution keinen Einfluss hat auf das Filmfestival? 

Warum darf die Schauspielerin Tilda Swinton die Berlinale als Plattform nutzen, um BDS zu unterstützen? Boykott, Desinvestion und Sanktionen richtet sich neben wirtschaftlichem Boykott auch gegen die kulturelle Zusammenarbeit mit Israel. Der Bundestag hatte die Bewegung in einem Beschluss verurteilt. Sie sei antisemitisch. Was hat Swintons Bewunderung für BDS auf einem Filmfestival in Berlin zu suchen? 

Die freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut in Deutschland, das nicht angetastet werden sollte. Die Berlinale-Richtlinien weisen darauf hin, insofern sind auch jene Meinungen erlaubt, die gerade nach der Nazizeit und der Schoa unerträglich erscheinen. Sich damit abzufinden, fällt gerade bei antisemitisch grundierten Äußerungen schwer.

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Was tut die Berlinale, um einseitige Ansichten abzumildern? Die Moderatoren sind besser geschult als 2024. Das ist auch dringend nötig, die ahnungslose Gesprächsführung war ein Teil des Skandals nach der Vorführung des Films »No Other Land«. 

Die Berlinale fordert einen respektvollen Umgang miteinander, der Begriff »Sensibilität« taucht mehrmals auf. Wie sensibel das Festival mit den zu erwartenden Nahost-Diskursen umgeht und ob die Leitung ein einseitiges Israelbashing verhindern kann? Bleiben wir skeptisch.

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