Sollen die Judensau-Reliefs von den historischen Kirchen in Deutschland entfernt werden? Diese Frage zu beantworten, fällt nicht leicht. Letztlich liegt sie bei den einzelnen Gemeinden, ihren Geistlichen und Mitgliedern.
Zugegeben, vielleicht ist dies ein typisch amerikanischer Ansatz: Jede Gemeinde soll selbst entscheiden, was genau zu tun ist. Aber eines ist klar: Egal, ob diese Schmähplastiken an ihrem ursprünglichen Platz bleiben oder in Museen gebracht werden – diese hasserfüllten Symbole müssen erklärt und ihre Botschaft muss eindeutig abgelehnt werden.
Regensburg Meine erste Begegnung mit diesem Ausdruck des historischen Antisemitismus hatte ich in Regensburg, als ich 1997 als Journalistin nach Deutschland kam. Ich erfuhr bald, dass die Stadt eine dunkle Geschichte hat, die in der Vertreibung der Juden im 15. Jahrhundert, der Plünderung jüdischer Grabsteine sowie in der Judensau an der Kirche zum Ausdruck kam.
Heute, mehr als 20 Jahre nach meiner Ankunft in Deutschland, sind diese Skulpturen mehr denn je in den Nachrichten. Ob in Calbe, Wittenberg oder Bützow. Einige Gemeinden haben Lösungen gefunden. Andere kämpfen vor Gericht. Die Auseinandersetzungen sind Mikrokosmen eines gesellschaftlichen Phänomens.
Aktivisten Ich bewundere den Klerus und die Aktivisten, die erbittert dafür kämpfen, dass diese Schmähplastiken entfernt werden. Und ich frage mich, warum ich mich mit dem Abriss der Statuen von Diktatoren, dem Sturz der sogenannten Helden der Konföderation in den USA, der Sprengung von Hitlers Bunker sehr wohl fühle.
Statuen sind Symbole, und die Judensau ist ein Symbol des Hasses. Deswegen sind, mehr noch als Worte, Taten gefragt: Wir alle müssen die Menschen mit der heimtückischen Kraft solcher Symbole konfrontieren – Symbole, die vorgeben, andere zu verunglimpfen, in Wirklichkeit aber die dunkelste Natur ihres Herstellers widerspiegeln. Aber überhaupt nichts zu tun, ist inakzeptabel.
Die Autorin ist freie Journalistin und lebt in Berlin.