Meinung

Journalistin – jetzt erst recht!

Journalistin und Moderatorin Ilanit Spinner

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt meine Profession - Journalistin - als Traumberuf.  Was früher für Anerkennung in meinem Umfeld sorgte, wird heute müde belächelt oder gar beschimpft.

Die klassischen Medien sind in diesen Zeiten für viele zum Sündenbock geworden. Entweder schüren wir Ängste und verursachen Panik, kümmern uns zu viel oder zu wenig um ein Thema, und eigentlich ist das meiste, was wir schreiben oder erzählen, doch sowieso Fake News.

Kaum eine Branche wurde in der letzten Zeit so kritisiert wie die Medienwelt. »Haut ab« oder »Lügenpresse« schreit man uns entgegen, Bespucken und tätliche Angriffe sind bei Protesten von Corona-Leugnern an der Tagesordnung.

Anschlag Der brutale Anschlag auf den niederländischen Journalisten Peter de Vries sorgt gerade weltweit für Entsetzen, ist aber beileibe kein Einzelfall. Allein in unserem so geordneten und so demokratischen Europa lassen sich viele erschreckende Beispiel aufzählen: Im April wurde in Athen der Journalist Giorgos Karaivaz erschossen, 2017 schockierte der Mord an der Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia in Malta die Welt, 2018 wurde in der Slowakei der Journalist Jan Kuciak erschossen, und wesentlich länger wird die Auflistung, schaut man über den Europäischen Tellerrand hinaus. 

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland so viele Angriffe auf Journalisten gezählt wie noch nie. Jeder Angriff auf Journalisten ist nicht nur ein Angriff auf die Pressefreiheit, sondern auch auf unsere Demokratie. Wir müssen frei und ungehindert, ohne Angst um die eigene Person, unserer Arbeit nachgehen und berichten können.

Der frühere Verfassungsschutzchef und CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen wirft den öffentlichen Sendern »Meinungsmanipulation« vor. Es sind gerade solche Unterstellungen, welche das Klima so vergiften und die Stimmung bei nicht wenigen eskalieren lassen.

Die Versorgung mit verlässlichen Informationen erachte ich für wichtiger denn je. Ja, Journalist zu sein ist für mich immer noch ein Traumberuf!

Die Autorin ist Journalistin beim Bayerischen Rundfunk und moderiert den Polit-Talk »Tachles Arena« des Zentralrats der Juden.

Kommentar

Shiri, mein Herz bricht für dich

Sarah Cohen-Fantl will nicht verzeihen, dass Shiri, Kfir und Ariel Bibas nicht gerettet wurden

von Sarah Cohen-Fantl  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025

Igor Mitchnik

Europa muss sich hinter die Ukraine stellen

Trump denkt nicht transatlantisch, sondern transaktional

von Igor Mitchnik  20.02.2025

Meinung

Kennen Sie Abed Hassan?

Vieles, was der Berliner sagt, ist bedenklich nah dran an Hamas-Propaganda.

von Susanne Stephan  19.02.2025

Glosse

Ein Hoch auf die Israelkritik

Der »Spiegel« hat mit dem indischen Essayisten Pankaj Mishra ein »erhellendes« Interview zum Nahostkonflikt geführt

von Michael Thaidigsmann  18.02.2025

Meinung

Wie das Ende eines Alptraums, der fünf Jahre gedauert hätte

Alon Ishay ist erleichtert, dass die Koalitionsgespräche der FPÖ vorerst gescheitert sind

von Alon Ishay  17.02.2025

Meinung

Was »Sensibilität« bei der Berlinale bedeutet

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  20.02.2025 Aktualisiert

Einspruch!

Holt sie aus der Hölle raus

Sabine Brandes fordert, alles dafür zu tun, um auch die letzten verbliebenen Geiseln zu retten

von Sabine Brandes  13.02.2025

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025