»Roth ausgebuht bei jüdischer Veranstaltung«, »Eklat um Staatsministerin Claudia Roth« – das sind nur ein paar der Schlagzeilen, die über die Jewrovision zu Beginn dieser Woche zu lesen waren. Ja, gebuht für Claudia Roth wurde aus dem Publikum. Ja, auch wenig überraschend war vielleicht genau diese Reaktion auf den gewünscht-geladenen Gast.
Aber: Sollte es denn das sein, was vom Wochenende übrig blieb? Bitte nicht. Denn das wäre ein Schlag ins Gesicht für die 1500 Jugendlichen aus fast ganz Deutschland, die sich seit vergangenem Herbst auf den Wettbewerb vorbereitet haben. Die jede freie Stunde dafür genutzt haben, sich Gedanken über Texte und Choreografie, über Gesang und Outfits zu machen. Die zum ersten Mal angetreten waren wie das Jugendzentrum »We.Zair« vom Landesverband Westfalen-Lippe – und das richtig gut machen.
Vielleicht noch einmal zur Erinnerung: Die Jewrovision begann vor 21 Jahren mit 120 Jugendlichen in Bad Sobernheim. Mittlerweile ist daraus das geworden, was am vergangenen Donnerstagabend mit einer Auftaktfeier begann und Sonntagvormittag mit dem Abschlussfoto endetet: eine mehrtägige Freizeit mit Show, gemeinsamer Schabbatfeier und einer Party nach Schabbat. Und genau das ist es, was die Headlines machen sollte.
Bitte nicht missverstehen: Das Leben der jungen Erwachsenen ist nicht immer nur feiern. Jugendliche sind – nein, sie müssen – heute hochpolitisch sein, sie sind informierter und engagierter. Sie wissen um Vorurteile, um Probleme, um Bedrohungen, und sie haben es satt. Das JuZe aus Gelsenkirchen thematisierte das in seinem Video und gewann damit den Preis für den besten Videobeitrag.
Auch deswegen: Lassen wir den Jugendlichen doch ihre Orte, an denen sie einfach interessante und einzigartige junge Menschen sein können, die sich auf den Auftritt ihres Jugendzentrums freuen und die zeigen, wie jüdisches Leben heute eben auch ist.
Vielleicht klappt es ja im kommenden Jahr. Frei nach dem Motto der diesjährigen Jewrovision: »Donʼt stop believing«.
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