Der ehemalige Präfekt von Rom, Giuseppe Pecoraro (72), hat zwar ein Jurastudium und eine lange Staatskarriere hinter sich. Seine Ernennung als nationaler Koordinator für den Kampf gegen Antisemitismus dürfte jedoch eine Fehlentscheidung der italienischen Regierung sein.
Pecoraro erlaubte 2013 zunächst die – nach Protesten wieder suspendierte – öffentliche Beisetzung des ehemaligen SS-Manns Erich Priebke, der verantwortlich für ein Massaker an Hunderten Zivilisten, darunter 75 Juden, war. Pecoraros Rechtfertigung: »Die Toten sind alle gleich.«
faschismus Und 2009 wollte er einen Zensus von Sinti und Roma durchführen lassen, was die Historikerin Anna Foa mit der Registrierung der Juden im Faschismus verglich. Pecoraro hatte bei den letzten Wahlen vergeblich für Giorgia Melonis Rechtsaußen-Partei kandidiert und soll nun offenbar mit dem neuen Amt versorgt werden.
Emanuele Fiano, ehemaliger Abgeordneter der Demokratischen Partei und Sohn eines Schoa-Überlebenden, mahnte aber, solche Stellen sollten nicht politisch besetzt werden. Andere gehen dagegen auf Pecoraro zu: »Ich denke, dass wir gut zusammenarbeiten werden«, ließ etwa Noemi Di Segni, Vorsitzende der Unione delle Comunità Ebraiche Italiane, der Dachorganisation der italienischen Juden, wissen.
kompetenzen Mag sein, dass Pecoraro, wie er verspricht, für »die Bekämpfung neofaschistischer Bewegungen« geeignet ist. Er will sich auch für die Arbeit mit jungen Leuten einsetzen, »da es besorgniserregende Hinweise auf geringe Geschichtskenntnisse gibt«. Hierfür braucht man jedoch eigene Kompetenzen, die Pecoraro nicht zu haben scheint.
Nach einer antisemitischen Attacke gegen ausländische Fußballfans hatte er verstärkte Sicherheitsvorkehrungen für die jüdische Gemeinde abgelehnt: »Rom ist nicht Tel Aviv.« Bei einem solchen Mangel an Sensibilität ist fraglich, ob Pecoraro, trotz Laufbahn und Ehrungen, der Richtige ist.
Der Autor ist Publizist in München und stammt aus Mailand.