Es sind inszenierte Bilder. Und doch: Kann so eine Terrorgruppe aussehen, die militärisch weitgehend geschlagen ist? Der Waffenstillstand in Gaza war kaum in Kraft, da zeigten arabische Medien Hamas-Kämpfer in Parade-Uniformen, die auf Pick-up-Trucks an jubelnden Menschenmengen vorbeifahren.
Allein, dass die Hamas in der Lage war, das Abkommen mit Israel nicht nur auszuhandeln, sondern – bisher zumindest – auch umzusetzen, zeigt, dass es sich nicht um eine versprengte Guerilla-Bande ohne funktionierende Kommandostrukturen handelt. Genau das hatte der ehemalige israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant im Herbst noch behauptet.
Der israelischen Armee ist es offensichtlich nicht gelungen, relevante Gebiete im Gazastreifen nachhaltig zu befrieden.
Doch der israelischen Armee ist es offensichtlich nicht gelungen, relevante Gebiete im Gazastreifen nachhaltig zu befrieden, und die Amerikaner gehen davon aus, dass die Hamas fast jeden ihrer getöteten Terroristen durch neue Rekruten ersetzen konnte. Nach 15 Monaten Krieg, der Zerstörung weiter Teile Gazas, 400 getöteten und über 2000 verwundeten israelischen Soldaten sowie unstrittig vielen Tausend toten palästinensischen Zivilisten ist das eine verheerende Bilanz. Sie ist so verheerend, dass sie Israels Politik und Militär zu einem Umdenken in ihrer Strategie bewegen müsste.
Die drei Kriegsziele der israelischen Regierung lagen nach dem, was am 7. Oktober 2023 geschehen war, auf der Hand: die Hamas vernichten, alle Geiseln nach Hause bringen und dafür sorgen, dass von Gaza nie wieder eine Gefahr für Israel ausgeht. Doch von Anfang an gab es Bedenken, ob das erste Ziel überhaupt zu erreichen sei.
Die Zweifel sind zur Gewissheit geworden: Einen vollständigen militärischen Sieg über die Hamas wird es nicht geben. Es ist Zeit, darüber nachzudenken, das erste Kriegsziel zugunsten der anderen beiden – Freiheit für die Geiseln und Sicherheit für Israel – aufzugeben. Das mag die Quadratur des Kreises sein, aber für welches Szenario gilt das nicht? Um aus diesem Krieg wieder herausfinden, braucht Israel jetzt einen neuen Plan.
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