Carsten Ovens

IHRA-Definition sollte verbindlich sein

Empfänger öffentlicher Mittel sollten sich künftig zur Antisemitismusdefinition bekennen

von Carsten Ovens  07.01.2021 08:45 Uhr

Carsten Ovens Foto: Tobias Koch

Empfänger öffentlicher Mittel sollten sich künftig zur Antisemitismusdefinition bekennen

von Carsten Ovens  07.01.2021 08:45 Uhr

Mit seinem Beschluss zur BDS-Bewegung vom Mai 2019 habe der Deutsche Bundestag die Meinungsfreiheit beschnitten, meint die »Initiative GG 5.3 Weltoffenheit«, die in Deutschland gar die verfassungsrechtlich garantierte Freiheit von Kunst und Wissenschaft gefährdet sieht.

Dabei werden Tatsachen verdreht. Der Bundestag entschied, keine Organisationen mit Mitteln des Bundes zu unterstützen, die das Existenzrecht Israels leugnen oder einen Boykott Israels anstreben.

meinungsfreiheit Dies tut BDS – die Boykott-Bewegung stört weltweit Auftritte jüdischer Künstler und ruft dazu auf, keine Produkte jüdischer Israelis zu kaufen. Mitnichten aber spricht der Bundestag mit seinem Beschluss einen Generalverdacht aus oder schränkt die Meinungsfreiheit ein.

Natürlich ist es auch in Deutschland weiterhin möglich, die israelische Politik zu kritisieren. Es gibt allerdings kein Grundrecht darauf, den Staat Israel zu delegitimieren, sein Existenzrecht zu bestreiten oder Ablehnung, Angst und Hass gegenüber Juden zu schüren. Vor allem aber gibt es kein Recht darauf, dies auch noch durch den deutschen Staat fördern zu lassen. Die Debatte, die auch in diesem Jahr weitergeht, zeigt, dass der Beschluss des vergangenen Jahres nur ein erster Schritt sein kann.

Eine Ergänzung des Bundestagsbeschlusses würde hier Klarheit schaffen.

Um zu vermeiden, dass Antisemitismus mit deutschen Steuergeldern finanziert wird, sollten sich Empfänger öffentlicher Mittel künftig zur Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) bekennen. Die IHRA hat 34 Mitgliedsländer und prägt die international maßgebliche Antisemitismus-Definition. Bundestag und Bundesregierung haben sich diese 2017 zu eigen gemacht. Die Anwendung liegt jedoch in der Eigenverantwortung der politischen Ressorts.

DIFFERENZIERUNG Eine Ergänzung des Bundestagsbeschlusses würde hier Klarheit schaffen. Denn die »Initiative GG 5.3 Weltoffenheit« stiftet vor allem Verwirrung: Erneut hantieren Kritiker von Maßnahmen zur Antisemitismusbekämpfung mit dem Vorwurf einer Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Wer jedoch genau hinsieht, stellt fest, dass die Realität eine andere ist. Umso wichtiger ist eine Differenzierung der Debatte und eine Ergänzung der politischen Beschlüsse um eine IHRA-Klausel.

Der Autor ist Direktor des European Leadership Network (ELNET) in Berlin.

Israel und der Chefankläger

Das Tischtuch ist zerschnitten

Karim Khan triumphiert. Doch nach der Ausstellung der Haftbefehle ist ihm eine Untersuchung in Gaza verwehrt

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Meinung

Der Internationale Strafgerichtshof und die Kampagne gegen Israel

Bei den Haftbefehlen gegen Netanjahu und Gallant geht es um Politik und nicht um Recht

von Volker Beck  21.11.2024

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Nicole Dreyfus

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024