Meine Freundin ist Lehrerin aus Leidenschaft. Jeden Tag steht sie vor ihrer Klasse, kommt am Nachmittag heiser nach Hause und bricht auf dem Sofa vor Erschöpfung zusammen. Dennoch ist sie der Überzeugung, dass Kinder unsere Zukunft und jede noch so große Anstrengung wert sind.
Damit ist sie keine Ausnahme. Alle Frauen und Männer, die an israelischen Schulen unterrichten, müssen Idealisten sein. Denn der Status von Lehrern im Nahoststaat ist kein guter: Ihr Ansehen ist mäßig, ihr Einkommen ein Affront.
lebenshaltungskosten Etwa 6000 Schekel bringen sie monatlich nach Hause, knapp 1700 Euro. Zulagen gibt es zwar, zum Beispiel für einen Magister- oder Doktortitel und Berufserfahrung, doch junge Lehrer bekommen keinen Schekel extra. Mit so einem Gehalt aber kommen sie im Land der exorbitanten Lebenshaltungskosten nicht über die Runden.
Universitätsabsolventen schütteln meist den Kopf, wenn ihnen eine Stelle an einer Schule angeboten wird.
Deshalb schütteln Universitätsabsolventen meist den Kopf, wenn ihnen eine Stelle an einer Schule angeboten wird. Dumm wären sie, würden sie sie annehmen, bringt doch ein Job in der Hightech-Branche fünf- oder sogar zehnmal so viel ein. So kommt auf Israel nach Angaben des nationalen Statistikamtes schon im kommenden Schuljahr ein »unvergleichlicher Lehrermangel« zu.
Dumm ist auch das, was bei dieser Politik herauskommt. Denn die Streiks für eine vernünftige Bezahlung gehen auf Kosten von Kindern und Eltern. Letztere haben fast zwei Jahre Homeschooling während der Pandemie hinter sich und sind ausgelaugt. Wohlhabende Israelis umgehen den Mangel an Englisch, den Wissenschaften und sogar Mathematik mit Privatlehrern.
privatunterricht Hier gibt es keinen Mangel. Eine Stunde, etwa für die Abiturvorbereitung, kann dabei bis zu 70 Euro kosten. Die meisten Mütter und Väter allerdings können sich nicht eine Minute des privaten Unterrichts leisten.
Und so läuft Israel nicht nur Gefahr zu verdummen, sondern den Graben in der Gesellschaft zu vertiefen. Der ist schon jetzt viel zu groß. Und um das zu verstehen, muss man nicht einmal besonders schlau sein.