Die vergangenen Wochen haben uns Bescheidenheit gelehrt – ohne geselliges Treffen, Bewegungs- und Versammlungsfreiheit, religiöse Gemeinschaftsgebete. Kurzum: Kontaktsperre. Sogar Bildungsinstitutionen mussten schließen, und wir stellten in kürzester Zeit auf »Lernen zu Hause« um, was uns alle auf die Probe stellte und für viele Eltern neben alltäglichen Herausforderungen einen Stresstest bedeutete.
Schulen waren plötzlich gefordert, unter strengen Datenschutzbestimmungen entsprechende Infrastrukturen aufzubauen und dabei das Alter ihrer Schüler, das Know-how der Lehrkräfte und das Grundprinzip, dass kein Kind benachteiligt werden darf, zu berücksichtigen.
Nun wurde klar, was Lehrkräfte im Alltag leisten. Ein Beruf, der die Fähigkeit erfordert, unterschiedliche Kinder und Jugendliche entsprechend ihrer Stärken und Schwächen voranzubringen. Alle haben verstanden, dass die Digitalisierung nicht nur die Zukunft ist, sondern bereits die Gegenwart.
MENSCHLICHKEIT Während der letzten drei Wochen Schulschließung haben Schüler neue Erfahrungen gesammelt und einiges gelernt: Die soziale Interaktion mit ihren Freunden fehlt, alleine zu lernen, erfordert erheblich mehr Disziplin, Lerngruppen beleben den Diskurs, und Normalität gibt Sicherheit und Kraft. Wie auch an anderen Schulen gab es bei uns Initiativen vieler Lehrkräfte und tolle Züge von Menschlichkeit über das geforderte Maß hinaus.
Alle haben verstanden, dass die Digitalisierung nicht nur die Zukunft ist, sondern bereits die Gegenwart.
Leider hängt der Bildungserfolg der Schülerschaft auch vom sozio-ökonomischen Verhältnis ihrer Eltern ab: Manche hatten eine ideale Voraussetzung für das Lernen, andere wiederum weniger, was wir als Schule etwa mit einer Laptop-Ausleihe zu kompensieren versuchten. Die Zeit des Coronavirus zeigt uns, wie aktuell und wichtig die Digitalisierungskampagne der Bundesregierung ist, diese sollten wir vehement vorantreiben.
Und ganz klar ist: Freiheit ist das höchste Gut. Der Alltag gibt uns Vertrauen, Planungssicherheit und Routine. Hoffentlich sehen wir bald das Ende dieser gefühlten 11. Plage.
Die Autorin ist Schulleiterin der I. E. Lichtigfeld-Schule in Frankfurt/Main.