Meinung

Hat unser Schulsystem versagt?

Die Humboldt-Universität in Berlin-Mitte Foto: IMAGO/Jürgen Ritter

Unser Schulsystem ist zuletzt viel in den Nachrichten gewesen, aber die Frage, ob es versagt hat, wird momentan nur mit Blick auf das schlechte Abschneiden deutscher Schüler bei der Pisa-Studie gestellt.

Die Frage, die jedoch keiner stellt, ist, wie es dazu kommen kann, dass junge Menschen eine Art Hass auf unsere westlichen Werte hegen, obwohl sie von diesen Werten in höchsten Maße profitiert haben und obwohl sie eine langjährige Schulausbildung genossen haben. Und warum diese Gesinnung zu vermehrten Antisemitismus führt, wie zuletzt zu beobachten an diesem Donnerstag an der Humboldt Universität zu Berlin.

Was ist aus Aufklärung und Debattieren geworden? Wann ist es so weit gekommen, dass nur noch die eigene Meinung zählt und alles andere niedergeschrien wird?

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Universitäten sollten Begegnungsstätten sein, in denen junge Menschen auf andere Meinungen treffen und sich konstruktiv mit diesen auseinander setzen. Schließlich geht es darum, auf ein Leben vorbereitet zu werden, in dem es mehr als nur eine Meinung gibt. Und dafür muss man sich auch andere Positionen anhören. Viele Unis, vor allem in England, blicken sogar auf eine Tradition von Debattierklubs zurück, wo gerne kontroverse Persönlichkeiten eingeladen wurden.

Daher muss gefragt werden, wie ein Weltbild vermittelt werden konnte, in dem Israel der übermächtige Aggressor ist, und Palästinenser Opfer der vermeintlich israelisch-amerikanischen Aggression. Und wie konnte es dazu kommen, dass junge, gut ausgebildete Angehörige der LGTBTQ+- und Frauenbewegungen sich offen für eine Islamische Bewegung aussprechen, die ihre Werte mit den Füßen tritt, statt sich mit israelischen Opfern zu identifizieren?

Und wie verhindern wir eine Entwicklung an unseren Universitäten, so dass diese nicht bald genauso radikal werden wie Universitäten in England und den USA? Müssen wir künftig unsere jüdischen Studenten beim Studium schützen? Und muss jede Studenten-Vereinigung an einer Uni zugelassen werden, auch wenn diese nur dazu da ist, Hass zu schüren? Sollte es nicht Regeln für solche Vereinigungen geben?

Diese Fragen müssen sich unsere Bildungsminister, die Politik, aber auch die Hochschulleitungen stellen und schnellstmöglich verhindern, dass Vorkommnisse wie zuletzt in Berlin weiter an Fahrt gewinnen. Aber auch unsere Gesellschaft und die sozialen Medien sind gefragt.

Leider haben wir zugelassen, dass einige Generationen an Schülern und Studenten indoktriniert wurden, aber aufgeben und weiter wie bisher ist keine Lösung. Wir müssen mehr Aufklärungsarbeit leisten, unangenehmes aussprechen und identifizieren, sowie bei Konflikten beide Seiten zu Wort kommen lassen. Ohne Wenn und Aber.

Und wieder lernen, miteinander zu diskutieren, anstatt aneinander vorbei.

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert