Unser Schulsystem ist zuletzt viel in den Nachrichten gewesen, aber die Frage, ob es versagt hat, wird momentan nur mit Blick auf das schlechte Abschneiden deutscher Schüler bei der Pisa-Studie gestellt.
Die Frage, die jedoch keiner stellt, ist, wie es dazu kommen kann, dass junge Menschen eine Art Hass auf unsere westlichen Werte hegen, obwohl sie von diesen Werten in höchsten Maße profitiert haben und obwohl sie eine langjährige Schulausbildung genossen haben. Und warum diese Gesinnung zu vermehrten Antisemitismus führt, wie zuletzt zu beobachten an diesem Donnerstag an der Humboldt Universität zu Berlin.
Was ist aus Aufklärung und Debattieren geworden? Wann ist es so weit gekommen, dass nur noch die eigene Meinung zählt und alles andere niedergeschrien wird?
Universitäten sollten Begegnungsstätten sein, in denen junge Menschen auf andere Meinungen treffen und sich konstruktiv mit diesen auseinander setzen. Schließlich geht es darum, auf ein Leben vorbereitet zu werden, in dem es mehr als nur eine Meinung gibt. Und dafür muss man sich auch andere Positionen anhören. Viele Unis, vor allem in England, blicken sogar auf eine Tradition von Debattierklubs zurück, wo gerne kontroverse Persönlichkeiten eingeladen wurden.
Daher muss gefragt werden, wie ein Weltbild vermittelt werden konnte, in dem Israel der übermächtige Aggressor ist, und Palästinenser Opfer der vermeintlich israelisch-amerikanischen Aggression. Und wie konnte es dazu kommen, dass junge, gut ausgebildete Angehörige der LGTBTQ+- und Frauenbewegungen sich offen für eine Islamische Bewegung aussprechen, die ihre Werte mit den Füßen tritt, statt sich mit israelischen Opfern zu identifizieren?
Und wie verhindern wir eine Entwicklung an unseren Universitäten, so dass diese nicht bald genauso radikal werden wie Universitäten in England und den USA? Müssen wir künftig unsere jüdischen Studenten beim Studium schützen? Und muss jede Studenten-Vereinigung an einer Uni zugelassen werden, auch wenn diese nur dazu da ist, Hass zu schüren? Sollte es nicht Regeln für solche Vereinigungen geben?
Diese Fragen müssen sich unsere Bildungsminister, die Politik, aber auch die Hochschulleitungen stellen und schnellstmöglich verhindern, dass Vorkommnisse wie zuletzt in Berlin weiter an Fahrt gewinnen. Aber auch unsere Gesellschaft und die sozialen Medien sind gefragt.
Leider haben wir zugelassen, dass einige Generationen an Schülern und Studenten indoktriniert wurden, aber aufgeben und weiter wie bisher ist keine Lösung. Wir müssen mehr Aufklärungsarbeit leisten, unangenehmes aussprechen und identifizieren, sowie bei Konflikten beide Seiten zu Wort kommen lassen. Ohne Wenn und Aber.
Und wieder lernen, miteinander zu diskutieren, anstatt aneinander vorbei.