Unlängst versprach Kulturstaatsministerin Claudia Roth: »Wir fördern keine Veranstaltungen, auf denen für den BDS geworben wird oder Ziele des BDS vertreten werden.« Es brauche einen Code of Conduct für Kultureinrichtungen. Wie notwendig das ist, zeigt eine Ausstellung der Bundeskunsthalle in Bonn.
Eines der Exponate, das »ABC of Racist Europe« von Daniela Ortiz, will eurozentrischen Narrativen antikoloniale Alternativen im Kinderbuchformat gegenüberstellen. Die schlichte dualistische Fibel der Künstlerin ist mit dem Kunstgriff »Kinderbuch« nicht schönzureden. Ihr Alphabet ist gleich auf mehreren Tafeln ein ABC antisemitischer Praxis im Kulturbetrieb.
gerücht Unter »G« liest man die Behauptung, G4S, eine britische Sicherheitsfirma, arbeite »auch mit der israelischen Regierung zusammen, um Gefängnisse zu betreiben, in denen palästinensische politische Gefangene festgehalten und gefoltert werden«. Davon habe ich noch nie gehört. Dafür von einem Urteil des obersten israelischen Gerichts, das privat betriebene Gefängnisse verbietet. Weiß man in Bonn mehr, oder verbreitet man einfach ein Gerücht?
Wenn »Kein Platz für Antisemitismus« nicht nur ein leeres Versprechen sein soll, muss es jetzt heißen: Solche Exponate dürfen nicht ohne kritische Kontextualisierung gezeigt werden.
Bei »R« wie rassistisch bietet eine Karte ein einheitlich rotes Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer. Israel wird als neokolonial-rassistisches Regime verunglimpft. Zudem wird für die Befreiung des Generalsekretärs der PFLP, die von der EU als Terrororganisation gelistet ist, geworben. An anderer Stelle gibt die Künstlerin Lektüretipps, unter anderem für das Buch einer Autorin mit zynischen Provokationen zulasten iranischer Homosexueller und der Opfer der Verbrechen Hitler-Deutschlands.
Wenn »Kein Platz für Antisemitismus« nicht nur ein leeres Versprechen sein soll, muss es jetzt heißen: Solche Exponate dürfen nicht ohne kritische Kontextualisierung gezeigt werden. Dieses Werk in der Bundeskunsthalle, einem Gemeinschaftsprojekt der Länder und des Bundes, ist ein Lackmustest: Was hat die Kulturpolitik aus dem documenta-Desaster gelernt?
Der Autor ist Geschäftsführer des Tikvah Instituts.