Martin Krauss

Halle und die Rolle der AfD

Martin Krauss Foto: Stephan Pramme

Martin Krauss

Halle und die Rolle der AfD

Ohne die rechtspopulistische Partei fühlten sich rechte Attentäter nicht ermutigt

von Martin Krauss  24.10.2019 09:39 Uhr

Die AfD hat selbstverständlich nichts mit dem Anschlag von Halle zu tun. Der Mann, der als alleiniger Täter gilt, ist kein Mitglied dieser Partei, handelte nicht in ihrem Auftrag, und wen er, wenn überhaupt, gewählt hat, wissen wir nicht. Heißt das wirklich, dass die AfD nichts mit dem Anschlag von Halle zu tun hat? »Wir sind Freunde Israels und des jüdischen Lebens, wo auch immer auf diesem Planeten«, verkündet Jörg Meuthen, Bundessprecher der Partei.

SCHWEINEREI »Wir« meint die AfD, und zu dieser Partei gehört das Mitglied des Stadtrats von Offenburg, Taras Maygutiak. »Bin ja mal gespannt, wer das in Halle inszeniert hat«, schrieb er auf Twitter. »Das stinkt zum Himmel – Weshalb nur habe ich noch vor der Thüringen-Wahl mit einer derartigen Schweinerei gerechnet?« Der Tweet ist mittlerweile gelöscht.

Die AfD ist der parlamentarische
Ausdruck des beängstigenden
Rechtsrucks dieses Landes.

Zu Meuthens »Wir« gehört auch der sächsische Landtagsabgeordnete Roland Ulbrich, der fragte: »Was ist schlimmer, eine beschädigte Synagogentür oder zwei getötete Deutsche?«

RUMLUNGERN Und dann gibt es noch den Vorsitzenden des Bundestags-Rechtsausschusses, Stephan Brandner, der einen Eintrag retweetete, der fragte: »Warum lungern Politiker mit Kerzen in Moscheen und Synagogen rum?«, die Opfer seien doch Deutsche gewesen. Juden, so darf man ihn verstehen, seien keine Deutschen und in Halle auch nicht bedroht gewesen. Brandner hat sich mittlerweile entschuldigt.

Die AfD ist der parlamentarische Ausdruck des beängstigenden Rechtsrucks dieses Landes. Der Täter von Halle gehört zum immer gefährlicher werdenden außerparlamentarischen Teil dieses Rechtsrucks. Es sind die Wahlergebnisse der AfD und die Äußerungen der Ulbrichs, Höckes und Gaulands, die Täter zu der Überzeugung gelangen lassen, sie handelten für eine Mehrheit, wenn sie Juden töten, Dönerbuden-Besucher abknallen und alle, die sie aufhalten wollen, ermorden, zusammenschlagen oder zumindest bedrohen.

»Wo auch immer auf diesem Planeten« unterstützt die AfD jüdisches Leben? Ja, wo auch immer. Hier nicht.

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025

Lasse Schauder

Wer den Begriff »Islamismus« bannen will, ist politisch unmündig

Die Berliner Jusos haben beschlossen, aus Gründen der Sprachsensibilität künftig nicht mehr von »Islamismus« sprechen zu wollen. Das ist ein fatales Signal an Betroffene extremistischer Gewalt

von Lasse Schauder  16.04.2025

Eren Güvercin

Wo sind die Gelehrten, die der Fatwa gegen Israel widersprechen?

Ein ranghoher Geistlicher erklärt den Kampf gegen Israel zur Pflicht eines jeden Muslims. Kritik an diesem offenen Terroraufruf sucht man bei deutschen Islamverbänden vergeblich

von Eren Güvercin  16.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig, hoffnungsvoll und vereint geblieben

von Alon David  15.04.2025 Aktualisiert

Joshua Schultheis

Im Krieg braucht es ein Korrektiv

Das israelische Militär will den verheerenden Angriff auf Krankenwagen in Gaza untersuchen. Es geht um viel: die Glaubwürdigkeit der Armee, Gerechtigkeit für die Toten und darum, sinnloses Leid künftig besser zu verhindern

von Joshua Schultheis  15.04.2025

Ernst-Wilhelm Gohl ist Landesbischof der evanglischen Landeskirche Württemberg

Antisemitische Anfeindungen

»Langenau ist kein Einzelfall«

Der Landesbischof von Württemberg fordert den Schutz von Pfarrern, die von »propalästinensischen« Aktivisten bedrängt werden

von Ernst-Wilhelm Gohl  14.04.2025