Abraham Lehrer

Grundrente: Keine Verbesserung

Für die Mehrheit der älteren Zuwanderer bringt das Gesetz in dieser Form nicht viel

von Abraham Lehrer  27.02.2020 13:34 Uhr

Abraham Lehrer ist Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST). Foto: Gregor Zielke

Für die Mehrheit der älteren Zuwanderer bringt das Gesetz in dieser Form nicht viel

von Abraham Lehrer  27.02.2020 13:34 Uhr

Am Mittwoch vergangener Woche hat das Kabinett den viel diskutierten Gesetzesentwurf zur Grundrente auf den Weg gebracht. Für Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ein »sozialpolitischer Meilenstein«. Leider stellt der vorgelegte Gesetzesentwurf weder eine Grundrente noch eine Mindestrente im eigentlichen Sinne dar.

Niederlande Eine Grundrente in Höhe von rund 1150 Euro, unabhängig von Erwerbstätigkeit, gibt es etwa in den Niederlanden für Menschen, die mindestens 50 Jahre dort gelebt haben. In Österreich wird bei 30 Jahren Beitragszahlung eine Mindestrente in Höhe von 1196 Euro und bei 15 Beitragsjahren von 1070 Euro monatlich gezahlt.

Um künftig eine volle Grundrente beanspruchen zu können, müssen Rentner 35 versicherungsrelevante Jahre nachweisen – also Pflichtbeitragszeiten aus Beschäftigung, Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen.

Einschränkungen »Diese Menschen müssen am Ende deutlich mehr haben als die Grundsicherung«, lautet das Ziel von Minister Heil. Es wird indes nicht erreicht, Bezieher einer Grundrente müssen rund elf Prozent Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung abführen. Damit liegen sie in vielen Fällen wieder unter dem Bedarf der Grundsicherung im Alter mit allen Einschränkungen.

Für die jüdischen Kontingentflüchtlinge war die Grundrente, die mit dem Begriff »Res­pektrente« angekündigt wurde, mit großen Hoffnungen verbunden. Bei Vorliegen eines bilateralen Sozialversicherungsabkommens könnten im Herkunftsland erworbene Anwartschaftszeiten angerechnet werden. Vor allem diejenigen, die in Deutschland schnell eine Beschäftigung – auch unter ihrer Qualifikation – angenommen haben, können von der Grundrente profitieren und nicht mehr auf Sozialleistungen angewiesen sein.

Für die Mehrheit der älteren Zuwanderer bringt das Gesetz in dieser Form jedoch keine Verbesserung. Ihre in Deutschland unterbrochenen Erwerbsbiografien mit Zeiten der beruflichen Weiterbildung, Neuorientierung und Arbeitslosigkeit sind im aktuellen Gesetzesentwurf nicht berücksichtigt. Da hätten wir uns mehr gewünscht. Daher werden wir uns im parlamentarischen Verfahren für Änderungen einsetzen.

Der Autor ist Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST).

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Nicole Dreyfus

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Meinung

Patrick Bahners und die »Vorgeschichte« zu den Hetzjagden in Amsterdam

Daniel Schwammenthal über das Pogrom von Amsterdam und seine Bagatellisierung durch deutsche Journalisten

von Daniel Schwammenthal  13.11.2024

Meinung

Antisemitismus-Resolution: Und jetzt?

In zwei Gastbeiträgen plädieren die Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig (CSU) und Marlene Schönberger (Grüne) für ein entschiedenes Handeln gegen Judenhass

von Daniela Ludwig, Marlene Schönberger  13.11.2024