Hugo Heymann und Richard Semmel wurden während der NS-Zeit gezwungen, ihren Besitz zu verkaufen – weit unter Wert –, darunter auch ihre Stadtvillen in Berlin-Dahlem. Die Schicksale dieser und anderer jüdischer Unternehmer machte vor allem der Historiker Julien Reitzenstein publik, der zugleich zahlreiche Gedenk-Initiativen anstößt.
Prominentestes Beispiel ist die Anregung zu einer Stele am Dienstsitz des Bundespräsidenten – jener Villa, die früher dem Perlenfabrikanten Hugo Heymann gehörte. Bei seinen Recherchen zu verschiedenen Liegenschaften in der Pacelliallee kam dem Historiker, der sich als Provenienz- und Restitutionsforscher auch mit verfolgungsbedingt entzogenen Liegenschaften befasst, deren jüdische Voreigentümer Opfer der antisemitischen Maßnahmen des NS-Regimes wurden, nun die Idee für eine weitere Initiative, die er beim zuständigen Bezirksamt beantragt hat: die Umbenennung der Pacelliallee in Golda-Meir-Allee.
VATIKAN Eine solche Umbenennung ist überfällig. Denn nicht nur wurde in Dahlem bisher nur eine einzige Straße nach einer Frau benannt – einer Monarchin –, auch verlor Richard Semmel seine Kunstsammlung und die sie beherbergende Villa in der heutigen Pacelliallee an die Profiteure des NS-Regimes – eines Regimes, dessen erster außenpolitischer Erfolg das Reichskonkordat mit dem Vatikan war.
Schon als Nuntius hatte Eugenio Pacelli – der spätere Papst Pius XII. – sich durch bemerkenswerten Antisemitismus hervorgetan.
Dessen Verhandlungsführer – ebenjener Eugenio Pacelli – bot Hitlers Emissären gleich in der ersten Verhandlungsrunde an, dem deutschen Klerus praktisch jede politische Betätigung zu untersagen.
Schon zuvor als Nuntius hatte Pacelli sich durch bemerkenswerten Antisemitismus hervorgetan. Ebenso befremdete er durch frauenverachtende Äußerungen. Als absolutistisch regierender Papst Pius XII. verantwortete er, dass seine Vertrauten Kriegsverbrechern die Flucht ermöglichten.
IMPULSGEBERIN Niemand würde heute eine Straße nach jemandem benennen, der jahrzehntelang durch Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit »und Nähe zu faschistischen Regimes auffiel«, argumentiert Reitzenstein. Warum also nicht Golda Meir als Namensgeberin? Schließlich war sie die dritte frei gewählte Regierungschefin der Welt; ihr Streben nach Versöhnung ein wichtiger Impuls für die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland.
Die Umbenennung jener Allee, in der einst Richard Semmel wohnte, wäre somit, 55 Jahre nach der Aufnahme deutsch-israelischer diplomatischer Beziehungen, ein würdiger erinnerungspolitischer Schritt.
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