Mehr als 800 Autoren und Künstler aller Disziplinen haben sich dem unlängst von den Musikern Torsun und Björn Peng initiierten Aufruf »Artists against Antisemitism« angeschlossen. Die Unterzeichner fordern ein Ende der »Dämonisierung, Delegitimierung« und der »Doppelstandards gegenüber dem Staat Israel, Jüdinnen und Juden und den als jüdisch chiffrierten Menschen weltweit«.
Sie kritisieren zugleich internationale Kampagnen wie BDS oder »Palästina Spricht« »in ihrer antisemitischen Einseitigkeit« als Teil des Problems. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs zählen unter anderen die Band Tocotronic, der Regisseur Arkadij Khaet, die Autorin Ronya Othmann, der Künstler Alexander Iskin sowie der Pianist und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov. Weitere prominente Kulturschaffende und Publizisten finden sich auf der Unterzeichnerliste.
MEDIEN Und doch blieb es bisher, von einem Artikel im »Neuen Deutschland« abgesehen, eigenartig still um die Initiative. Anders als im Dezember 2020. Damals zogen die Leiter mehrerer öffentlicher Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen mit ihrer von BDS-Sympathien durchzogenen »Initiative GG 5.3 Weltoffenheit« ein breites Medienecho nach sich.
Wochenlang waren in den deutschen Feuilletons aufwendig gewundene, vor allem rechtfertigende Beiträge von Unterzeichnern und Unterstützern der Initiative zu lesen. Ein ähnliches Echo löste im März die »Jerusalemer Erklärung« aus, mit der die IHRA-Antisemitismus-Arbeitsdefinition ersetzt werden sollte.
Hier und dort liest man dafür weiterhin die üblichen Essays im Tenor von »BDS-ist-doch-gar-nicht-so-schlimm«.
Wenige Wochen nach den Hamas-Raketenangriffen auf Israel und den antisemitischen Kundgebungen und Attacken auf deutschen Straßen wird unterdessen eine relevante Initiative der Kulturszene gegen Judenhass medial weitgehend ignoriert. Hier und dort liest man dafür weiterhin die üblichen unerträglichen Essays im Tenor von »BDS-ist-doch-gar-nicht-so-schlimm« oder »Netanjahu-ist-ohnehin-an-allem-schuld«. Für Künstler hingegen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen, ist in deutschen Feuilletons offenbar kein Platz.
Der Autor ist freier Journalist in Frankfurt.