Kommentar

Das Kalkül der Hamas ist aufgegangen

Eine Klarstellung von Canan Topcu

von Canan Topçu  21.05.2024 10:27 Uhr

Canan Topçu Foto: privat

Eine Klarstellung von Canan Topcu

von Canan Topçu  21.05.2024 10:27 Uhr

Wie würde ich reagieren, wenn auf dem Campus der Hochschule Darmstadt »propalästinensische« Demonstrationen stattfänden? Wenn ich auf dem Weg zum Lehrsaal an einem Protestcamp vorbeigehen müsste, auf dem »From the River to the Sea, Palestine will be free« und »Stoppt den Genozid in Gaza!« gerufen wird? Wenn also Studierende an »meiner« Hochschule, an der ich seit 20 Jahren lehre, offensichtlich islamistischer und antisemitischer Propaganda aufsitzen?

Glücklicherweise muss ich mich nicht mit protestierenden Studierenden auseinandersetzen. Ignorieren könnte ich sie nämlich nicht. Ich weiß, dass ich mit meinen Positionen nicht durchdränge.

Denn weder historische Fakten noch sachlich vorgetragene Argumente nützen gegen gefühlte Wahrheiten. Auffallend und erschreckend ist bei den Protesten an deutschen Universitäten, wie wenig Studierende Kenntnisse über den Nahostkonflikt haben, wie sehr sie dem Gut-Böse- und Täter-Opfer-Schema folgen. Auffallend ist auch, dass der Auslöser des Kriegs in Gaza – die bestialischen Taten der islamistischen Hamas am 7. Oktober – ignoriert wird.

Junge Menschen, die wenig wissen, dafür aber viele Emotionen haben, wähnen sich auf der moralisch richtigen Seite.

Junge Menschen, die wenig wissen, dafür aber viele Emotionen haben, wähnen sich auf der moralisch richtigen Seite. Wer ihnen erklärt, dass das Ziel der israelischen Kampfhandlungen kein Genozid ist, dringt nicht durch – auch nicht damit, dass die Hamas ihr eigenes Volk als lebenden Schutzschild missbraucht, oder dass der Krieg gar nicht diese Ausmaße hätte annehmen müssen, wenn die Forderung der israelischen Regierung, die Geiseln freizulassen, erfüllt worden wäre.

All diese Argumente prallen an denen ab, die sich vor den Karren der Islamisten und Antisemiten haben spannen lassen. Das Kalkül der Terrortruppe Hamas ist aufgegangen. Ihr Narrativ vom jüdischen Staat, der die Palästinenser vernichten will, wird unhinterfragt übernommen.

Am Montag beantragte der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Haftbefehl gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant und drei Hamas-Anführer. Ich bin gespannt, wie sich die Entscheidung auf die Proteste auswirken wird.

Die Autorin ist freie Journalistin und seit vielen Jahren Lehrbeauftragte an der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit.

Israel und der Chefankläger

Das Tischtuch ist zerschnitten

Karim Khan triumphiert. Doch nach der Ausstellung der Haftbefehle ist ihm eine Untersuchung in Gaza verwehrt

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Meinung

Der Internationale Strafgerichtshof und die Kampagne gegen Israel

Bei den Haftbefehlen gegen Netanjahu und Gallant geht es um Politik und nicht um Recht

von Volker Beck  21.11.2024

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Nicole Dreyfus

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024