Gregor Peskin

Für jüdische Resilienz, für jüdische Stärke

Warum es gerade jetzt wichtig ist, die European Maccabi Youth Games zu haben

von Gregor Peskin  28.07.2024 10:36 Uhr

Gregor Peskin Foto: Makkabi Deutschland

Warum es gerade jetzt wichtig ist, die European Maccabi Youth Games zu haben

von Gregor Peskin  28.07.2024 10:36 Uhr

Hidegkuti-Nándor-Stadion, Budapest, 2019. Über 300 Sportlerinnen und Sportler mit den deutschen Farben auf der Brust stehen bereit in den Katakomben. Dann hören wir laut: »Germany!«, und das ganze Stadion leuchtet in Schwarz, Rot, Gold. Der Einlauf erfolgt unter den Augen zahlreicher Zuschauerinnen und Zuschauer sowie über 3000 Mitathletinnen und -athleten aus der ganzen Welt.

Das war eine meiner ersten Erfahrungen bei meinem allerersten Event mit Makkabi Deutschland: die European Maccabi Games 2019. Der Startschuss für eine besondere Verbindung mit Makkabi für den damals 14-jährigen Schwimmer Gregor.

Fünf Jahre später stehen wir vor dem nächsten europäischen Top-Event, und Gregor, inzwischen nicht mehr der kleine Junge, ist mittlerweile Schwimmtrainer und Vorstandsvorsitzender der Makkabi Deutschland Jugend geworden. Doch diesmal ist es anders, ganz anders. Während wir vor zwei Jahren bei der 21. Maccabiah in Israel noch ausgelassen das Jüdischsein feierten, durchlebt dieses Land genauso wie wir in der Diaspora ein absolutes Trauma.

»Einen 8. Oktober gab es für uns gefühlt nie«

Der 7. Oktober 2023 liegt mittlerweile über neun Monate zurück, doch einen 8. Oktober gab es für uns gefühlt nie. Das ganze Leben fühlt sich seitdem wie ein »Hinterher« an. Wir leben in einer Realität, in der das größte Massaker an jüdischen Menschen seit der Schoa mit über 1200 Toten und rund 240 entführten Geiseln gerechtfertigt oder sogar geleugnet wird. Noch immer befinden sich rund 120 Geiseln in den Händen der Hamas, und die Welt verschließt die Augen davor.

Der Antisemitismus in Deutschland ist auf die Straßen übergeschwappt und steigt weiterhin unkontrollierbar an. Auch der Sport bleibt nicht verschont. Das geplante Fußballspiel zwischen Israel und Belgien wurde aus »Sicherheitsgründen« abgesagt, antisemitische Beleidigungen und Parolen gehören auf Fußballplätzen zum Alltag, und für das Precamp der anstehenden Youth Games gelten deutlich erhöhte Sicherheitsstandards. Ja, das heißt es aktuell, jüdisch zu sein in Deutschland, Europa und weltweit.

Doch genau jetzt müssen wir dagegen aufstehen! Für jüdische Resilienz, für jüdische Stärke und für jüdischen Zusammenhalt. Mehr als 800 Juniors aus der ganzen Welt werden genau das erleben. Die European Maccabi Youth Games in London Anfang August werden ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus setzen und gegen den Wahnsinn, den wir alle zurzeit erleben müssen.

»Ja, dieses London«

London – gerade London. Das London, in dem seit Monaten die Zahlen antisemitischer Vorfälle in die Höhe schießen, in dem offen auf Demonstrationen zur Vernichtung Israels aufgerufen wird und in dem Angriffe auf jüdische Einrichtungen nicht selten sind. Ja, dieses London. Gleichzeitig die Stadt, in der knapp die Hälfte aller in Großbritannien lebenden Juden lebt und die eine jüdische Geschichte von 1000 Jahren hat. Ja, das ist die Gastgeberstadt für die Youth Games.

Im Judentum liegen Glück und Leid eng beieinander. Und das überträgt sich auch in die gegenwärtige politische Realität: die Gleichzeitigkeit von antisemitischen Hassdemonstrationen und diesem wichtigen und großen jüdischen Sportevent. Die jüdische Sportgemeinschaft hat nicht nur eine lange und wechselvolle Geschichte der Resilienz, sondern wir sind auch ein Bild aus der Zukunft: Denn wir lieben den Sport, die Freiheit und das Leben!

Der Autor ist Vorsitzender der Makkabi Deutschland Jugend.

Meinung

Der Internationale Strafgerichtshof und die Kampagne gegen Israel

Bei den Haftbefehlen gegen Netanjahu und Gallant geht es um Politik und nicht um Recht

von Volker Beck  21.11.2024

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Nicole Dreyfus

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Meinung

Patrick Bahners und die »Vorgeschichte« zu den Hetzjagden in Amsterdam

Daniel Schwammenthal über das Pogrom von Amsterdam und seine Bagatellisierung durch deutsche Journalisten

von Daniel Schwammenthal  13.11.2024