Einst wurde der Libanon die »Schweiz des Nahen Ostens« genannt, die Hauptstadt Beirut war wie die kleine Schwester von Paris. Ein 15 Jahre währender Bürgerkrieg machte all das zunichte. Doch mit dem Ende der internen Kämpfe hörten Libanons Probleme nicht auf. In den 90er-Jahren wuchs die Schiitenmiliz Hisbollah zu einer einflussreichen Macht im kleinen Levantestaat. Bis an die Zähne bewaffnet, verfügt die Terrororganisation über ein Waffenarsenal, das dem eines mittelgroßen Staates gleicht.
Hassan Nasrallah, Anführer der Hisbollah, war für seine ausführlichen Reden bekannt. Gern und oft betonte er, wie wichtig ihm das System der Schattenregierung und -wirtschaft war, die er parallel zu den schwachen Regierungen des Libanon aufbaute. Seine Organisation hat Einfluss in sämtlichen Bereichen des Landes, Kabinettsposten inklusive. Sie übernimmt jedoch keinerlei Verantwortung für das Wohlbefinden des Volkes, wirtschaftet ausschließlich in die eigenen Taschen, die für die terroristische Agenda gegen Israel mit harten Dollars gefüllt werden.
Die Organisation ist zwar noch aktiv und beschießt Israel ohne Unterlass, doch sie windet sich ziellos wie ein Reptil ohne Kopf.
Gleichzeitig steht der Iran als größter Finanzier im Hintergrund. Seit fünf Jahren ist die Wirtschaft am Boden, das libanesische Pfund verlor 98 Prozent seines Wertes, Hyperinflation und extrem hohe Arbeitslosigkeit trieben einen Großteil der Libanesen in bittere Armut – woran die Hisbollah einen massiven Anteil hat. Sie nutzt die Misere aus und rekrutiert Menschen für die Zwecke der in Teheran sitzenden Mullahs.
Nasrallah schwingt keine Reden mehr. Er und der Großteil seiner Führungsriege sind tot. Die Organisation ist zwar noch aktiv und beschießt Israel ohne Unterlass, doch sie windet sich ziellos wie ein Reptil ohne Kopf. So schwer es auch ist, es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sowie zur iranischen Dominanz sagen und Ja zu ihrer Zukunft. Damit die »Schweiz des Nahen Ostens« nicht bloß melancholische Erinnerung ist, sondern irgendwann wieder Realität.
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