Endlich hat der Zentralrat der Juden in Deutschland den über 800 Seiten langen Untersuchungsbericht »zu etwaigem Fehlverhalten von Herrn Rabbiner Prof. Dr. Dr. Walter Homolka und dessen Lebensgefährten gegenüber Studierenden und sonstigen Angehörigen verschiedener jüdischer Einrichtungen« der Kanzlei Gercke Wollschläger veröffentlicht.
Dass es so lange gedauert hat, liegt auch daran, dass Homolka weiterhin erbittert juristisch gegen die Untersuchung kämpft und seine Stellungnahme erst im letzten Moment an die Gutachter gegeben hatte.
vorwürfe Immer wieder fällt auf den vielen Seiten das Wort »Machtmissbrauch«. Man fragt sich nach der Lektüre: Warum hält es Homolka nicht für nötig, sich zu entschuldigen? Kurz vor Jom Kippur spricht der Rabbiner, der, wie sein Lebensgefährte, sämtliche Vorwürfe bestreitet, von einer »Kampagne« des Zentralrats und verpasst wieder einmal eine Gelegenheit zu bereuen, wie sehr er das mühsam neu aufgebaute liberale Judentum in Deutschland kompromittiert hat.
Und was ist mit dem Leid der mutmaßlich Betroffenen, die laut dem Bericht offenbar in großer Angst vor ihrem Chef lebten? Für frühere Studierende und Mitarbeiter in Potsdam hat Homolka kein Wort des Bedauerns übrig.
schwäche Homolkas Winkelzüge lassen sich als Zeichen von Schwäche deuten. Statt für einen Neuanfang in der Rabbinerausbildung zu sorgen, hat Homolka, ehemals Geschäftsführer des Abraham Geiger Kollegs und des Zacharias Frankel College, versucht, die Karten neu zu mischen. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist seit einigen Monaten beteiligt.
Doch spätestens seit der nur als undemokratisch zu bezeichnenden Briefwahl des Gemeindeparlaments der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die vom unabhängigen Gericht beim Zentralrat für unzulässig erklärt wurde, kann das Vertrauensverhältnis zwischen dem Dachverband und der Berliner Gemeinde als zerrüttet gelten. Und anders als die Rabbinerausbildung, die eine echte Zukunft braucht, sollten Homolkas Rückzugsgefechte bald der Vergangenheit angehören.