Ayala Goldmann

Fünf nach zwölf ist nicht zu spät

Welches Signal von Glasgow ausgeht, bleibt abzuwarten. Doch nicht nur die Politik ist gefragt

von Ayala Goldmann  04.11.2021 13:28 Uhr

Ayala Goldmann, Redakteurin Feuilleton Foto: Ayala Goldmann

Welches Signal von Glasgow ausgeht, bleibt abzuwarten. Doch nicht nur die Politik ist gefragt

von Ayala Goldmann  04.11.2021 13:28 Uhr

»Wir schaufeln uns unser eigenes Grab«: In drastischer Wortwahl hat UN-Generalsekretär António Guterres bei der Weltklimakonferenz in Glasgow vor einem Versagen im Kampf gegen die Erderwärmung gewarnt.

Optimismus steht derzeit nicht hoch im Kurs: 60 Prozent der von der Zeitschrift »Nature« befragten Wissenschaftler des Weltklimarates gehen davon aus, dass sich die Erde bis Ende des Jahrhunderts um mindestens drei Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung aufheizen wird. In Israel wiederum zeigen Daten, dass sich das Land fast zweimal so schnell erwärmt wie der Rest der Welt.

glasgow Kein Wunder, dass sich der israelische Regierungschef Naftali Bennett in Glasgow zu verhältnismäßig konkreten Schritten gegen den Klimawandel bekannt hat. Ein Dämpfer hingegen kam schon vorab vom G20-Gipfel, bei dem nur vage Beschlüsse gefasst wurden.

In Israel zeigen Daten, dass sich das Land fast zweimal so schnell erwärmt wie der Rest der Welt.

Welches Signal von Glasgow ausgeht, bleibt abzuwarten. Doch nicht nur die Politik ist gefragt. Jeder Einzelne kann immer noch etwas tun, indem er auf eine Autofahrt, auf einen Flug, auf die nächtliche Daueraufladung elektronischer Geräte verzichtet. Und das am besten, ohne zu moralisieren und mit dem Finger auf andere zu zeigen. Denn weder Politiker noch Bürger können jetzt noch »kurz die Welt retten«, wenn nicht alle an einem Strang ziehen.

MIDRASCH Ein zu Recht oft zitierter Midrasch warnt die Menschen: »Achtet darauf, Meine Welt nicht zu beschädigen und zu zerstören, denn wenn ihr das tut, wird es niemanden geben, der sie reparieren wird.« Doch Angst allein ist kein guter Ratgeber – das hat die Endzeitstimmung der 80er-Jahre gezeigt, als tagtäglich der bevorstehende Atomtod beschworen wurde.

Was das Klima betrifft, geht es nur mit viel Geduld, realistischen Zielen und ein bisschen Hoffnung. Auch, wenn es längst fünf nach zwölf ist.

goldmann@juedische-allgemeine.de

Gastkommentar

Antisemitismus: Lücken im Strafrecht schließen!

Im Kampf gegen Judenhass darf es nicht bei rechtlich unverbindlichen Appellen bleiben

von Volker Beck  23.12.2024

Meinung

Der AfD-Claqueur

Elon Musk hat sich als Unterstützer der AfD geoutet. Das sollte seinen Anhängern in Deutschland eine Warnung sein

von Michael Thaidigsmann  20.12.2024

Meinung

Der PEN Berlin und die Feinde Israels

In der Schriftstellervereinigung konnte eine Resolution BDS-naher Autoren gerade noch abgewendet werden. Alles gut also? Nicht wirklich

von Lorenz S. Beckhardt  20.12.2024

Glosse

Kniefall 2.0

Ist Markus Söder jetzt alles Wurst oder erfüllt er nur die Erwartungen der jüdischen Gemeinschaft?

von Michael Thaidigsmann  19.12.2024

Tobias Kühn

Glühwein und Judenhass

Nach einem »Antikolonialen Friedensweihnachtsmarkt« in den Räumen einer Darmstädter Kirchengemeinde sollten die Bischöfe Klartext reden

von Tobias Kühn  18.12.2024

Sebastian Engelbrecht

Gaza und die Opferzahlen der Hamas

Die palästinensische Terrororganisation instrumentalisiert die Anzahl der Getöteten, um die politische Stimmung zu ihren Gunsten zu beeinflussen

von Sebastian Engelbrecht  17.12.2024

Daniel-Dylan Böhmer

Im Zweifel für die Sicherheit

Israels Angriffe auf Syrien waren trotz fehlender völkerrechtlicher Legitimation richtig, denn die Giftgasbestände im Land bedeuteten eine konkrete Gefahr für den jüdischen Staat

von Daniel-Dylan Böhmer  17.12.2024

Kommentar

Die UNRWA ist Teil des Problems - und nicht seine Lösung

Die UNRWA ist Geschichte. So wollte es eine breite Mehrheit in der Knesset. Dieser Schritt war überfällig, berechtigt - und dennoch falsch. Zumindest jetzt

von Georg M. Hafner  16.12.2024 Aktualisiert

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024