Hanna Veiler

FU Berlin: Jetzt auch noch Emilia Roig

Dass ausgerechnet jemand wie die französische Politologin über das Verhältnis von Antisemitismus und Antizionismus referieren darf, erscheint nach den vergangenen Monaten wie ein schlechter Witz

von Hanna Veiler  10.07.2024 15:07 Uhr

Hanna Veiler Foto: Sommer

Dass ausgerechnet jemand wie die französische Politologin über das Verhältnis von Antisemitismus und Antizionismus referieren darf, erscheint nach den vergangenen Monaten wie ein schlechter Witz

von Hanna Veiler  10.07.2024 15:07 Uhr

Dass die Freie Universität Berlin in Zukunft nicht die erste Wahl jüdischer Studierender sein wird, sollte nach den vergangenen Monaten niemanden überraschen. Nach mehreren Hörsaalbesetzungen, antisemitischen Versammlungen auf oder neben dem Campus und nicht zuletzt dem brutalen Angriff auf den jüdischen Studenten Lahav Shapira hätte an der Universität viel passieren müssen, damit sich Jüdinnen und Juden dort wieder sicher fühlen.

Eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus, vor allem in seiner modernen und israelbezogenen Form, wäre ein Anfang gewesen. Doch wie schief das gehen kann, zeigte die FU vergangene Woche.

Deren offizielle Stabsstelle Diversität lud die Politologin Emilia Roig zu einem Vortrag zum Verhältnis von Antisemitismus und Antizionismus ein. Wer die Referentin nicht kennt, könnte dies als selbstreflektiertes Handeln der Universität verstehen. Ein genauerer Blick offenbart etwas anderes: Vor allem seit dem 7. Oktober 2023 sind Roigs Social-Media-Profile zu Plattformen geworden, die Desinformation verbreiten und antisemitischen Narrativen den Weg in die junge und progressive Bubble ebnen.

Zum Beispiel leugnet sie die Relevanz von israelbezogenem Antisemitismus oder likt einen Post von »Palestine Speaks«.

Zum Beispiel leugnet sie die Relevanz von israelbezogenem Antisemitismus oder likt einen Post von »Palestine Speaks« – dem Verein, der das Hamas-Massaker des 7. Oktobers als »revolutionären Tag zum Stolzsein« bezeichnete. Auf dem gelikten Foto formt eine Person mit ihren Händen das Hamas-Dreieck, mit dem die Terror­organisation ihre Angriffsziele markiert. Lahav Shapira wurde vor dem Angriff auf ihn mit genau dieser Symbolik zur Zielscheibe gemacht. Kein Widerspruch für Roig: Auf Instagram sagte sie, gemeinsam mit überzeugten Antisemiten zu demonstrieren sei okay, wenn es um Palästina gehe.

Dass ausgerechnet jemand wie Emilia Roig an der FU über das Verhältnis von Antisemitismus und Antizionismus referieren darf, erscheint vor diesem Hintergrund wie ein schlechter Witz. Uns jüdischen Studierenden wurde erneut vor Augen geführt, wie es um den Kampf gegen Antisemitismus an der FU steht.

Die Autorin ist Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD).

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Nicole Dreyfus

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Meinung

Patrick Bahners und die »Vorgeschichte« zu den Hetzjagden in Amsterdam

Daniel Schwammenthal über das Pogrom von Amsterdam und seine Bagatellisierung durch deutsche Journalisten

von Daniel Schwammenthal  13.11.2024

Meinung

Antisemitismus-Resolution: Und jetzt?

In zwei Gastbeiträgen plädieren die Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig (CSU) und Marlene Schönberger (Grüne) für ein entschiedenes Handeln gegen Judenhass

von Daniela Ludwig, Marlene Schönberger  13.11.2024