Dass die Freie Universität Berlin in Zukunft nicht die erste Wahl jüdischer Studierender sein wird, sollte nach den vergangenen Monaten niemanden überraschen. Nach mehreren Hörsaalbesetzungen, antisemitischen Versammlungen auf oder neben dem Campus und nicht zuletzt dem brutalen Angriff auf den jüdischen Studenten Lahav Shapira hätte an der Universität viel passieren müssen, damit sich Jüdinnen und Juden dort wieder sicher fühlen.
Eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus, vor allem in seiner modernen und israelbezogenen Form, wäre ein Anfang gewesen. Doch wie schief das gehen kann, zeigte die FU vergangene Woche.
Deren offizielle Stabsstelle Diversität lud die Politologin Emilia Roig zu einem Vortrag zum Verhältnis von Antisemitismus und Antizionismus ein. Wer die Referentin nicht kennt, könnte dies als selbstreflektiertes Handeln der Universität verstehen. Ein genauerer Blick offenbart etwas anderes: Vor allem seit dem 7. Oktober 2023 sind Roigs Social-Media-Profile zu Plattformen geworden, die Desinformation verbreiten und antisemitischen Narrativen den Weg in die junge und progressive Bubble ebnen.
Zum Beispiel leugnet sie die Relevanz von israelbezogenem Antisemitismus oder likt einen Post von »Palestine Speaks«.
Zum Beispiel leugnet sie die Relevanz von israelbezogenem Antisemitismus oder likt einen Post von »Palestine Speaks« – dem Verein, der das Hamas-Massaker des 7. Oktobers als »revolutionären Tag zum Stolzsein« bezeichnete. Auf dem gelikten Foto formt eine Person mit ihren Händen das Hamas-Dreieck, mit dem die Terrororganisation ihre Angriffsziele markiert. Lahav Shapira wurde vor dem Angriff auf ihn mit genau dieser Symbolik zur Zielscheibe gemacht. Kein Widerspruch für Roig: Auf Instagram sagte sie, gemeinsam mit überzeugten Antisemiten zu demonstrieren sei okay, wenn es um Palästina gehe.
Dass ausgerechnet jemand wie Emilia Roig an der FU über das Verhältnis von Antisemitismus und Antizionismus referieren darf, erscheint vor diesem Hintergrund wie ein schlechter Witz. Uns jüdischen Studierenden wurde erneut vor Augen geführt, wie es um den Kampf gegen Antisemitismus an der FU steht.
Die Autorin ist Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD).