Als meine Eltern im Juli 1992 von St. Petersburg nach Bremen zogen, war das ein Glücksgriff für mich. Die Hansestadt an der Weser ist ein Ort der Vielfalt und Toleranz. 37 Prozent der Einwohner besitzen einen Migrationshintergrund, auch gibt es eine sichtbare alternative Szene.
Trotz oder gerade deshalb herrscht ein starker Zusammenhalt in der Stadtgemeinschaft. Bei diesen ganzen Unterschieden fällt man als Jude gar nicht weiter auf. Hier habe ich mich immer sehr wohlgefühlt.
Bühne Mit Enttäuschung musste ich vergangenes Jahr jedoch feststellen, dass die lokale Fridays-for-Future-Sektion (FFF) der antisemitischen Gruppe »Palästina Spricht« eine Bühne geboten hatte. Auf Widerspruch reagierte FFF Bremen schnippisch, zeigte sich uneinsichtig. Obwohl unter den Kritikern auch viele jüdische Menschen waren, bezeichnete FFF sie pauschal als »niveaulos« und »beleidigend«.
Wir brauchen in Bremen eine FFF-Gruppe, die diesen Namen auch verdient.
Normalerweise soll in progressiven Räumen den Betroffenen zugehört werden, heißt es. Für Juden scheint das aber nicht zu gelten. Schon länger brodelt es in der Klimabewegung. Der Twitter-Account von FFF International wirft Israel in einem Tweet, den die Bremer Gruppe teilte, »Neokolonialismus« und »Apartheid« vor. Davon distanzierte sich jedoch der deutsche Bundesverband klar. Dort bemüht man sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der Klimabewegung.
Dialog Jetzt hat sich FFF Bremen aufgelöst. Begründet hat die Gruppe dies unter anderem mit »der Thematik des Nahostkonflikts«: Sie sieht sich von den Medien verunglimpft und vom Bundesverband im Stich gelassen. Ihr Umgang mit Kritik zeigt jedoch, dass die Gründe bei FFF Bremen selbst liegen. Statt sich ihr zu stellen, verweigerte man jeden Dialog und machte sich in Bremen als potenzieller Partner unmöglich.
Mit der Auflösung wurde nun der Weg für einen Neuanfang frei gemacht. Wir brauchen eine starke Klimabewegung und in Bremen eine FFF-Gruppe, die diesen Namen auch verdient.
Der Autor kommt aus Bremen und studiert in Münster Politikwissenschaften.