Diese Woche haben die Vereinten Nationen wieder den »World Humanitarian Day« begangen. In diesem Jahr ist die humanitäre Arbeit besonders schwierig. Zwischen Lockdowns und anderen Einschränkungen riskieren viele Helfer ihr Leben, um jenen zu helfen, die vor Konflikten, Gewalt und Verfolgung fliehen.
Ende 2019 waren 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, mehr als je zuvor. Es ist übrigens ein Irrglaube, dass die meisten Geflüchteten nach Europa kommen. In Wahrheit sind es Staaten wie Jordanien und die Türkei, die den Großteil aufnehmen.
Durch Covid-19 könnte die Flüchtlingskrise zur humanitären Katastrophe werden. Da nun die Jobs noch knapper werden, können viele Geflüchtete nicht einmal mehr ihr Grundbedürfnis nach Nahrung aus eigener Kraft befriedigen.
Durch Covid-19 könnte die Flüchtlingskrise zur humanitären Katastrophe werden.
Regierungen müssen wissen, dass gerade der jüdischen Gemeinschaft das Wohlergehen dieser Menschen besonders am Herzen liegt. Unseren Organisationen in Brüssel und anderswo sollte es um mehr gehen als nur um die Bekämpfung von Antisemitismus oder die Unterstützung Israels, so wichtig diese Themen auch sind.
PAKT Die Europäische Kommission bereitet gerade einen neuen Pakt für Migration und Asyl vor, der die Errichtung neuer Asylzentren an den europäischen Außengrenzen vorsieht. Diese müssen genutzt werden, um nicht nur Ablehnungen schneller auszustellen, sondern um legitime Asylanträge rascher zu bearbeiten. Wir sollten uns aber gemeinsam mit den anderen Glaubensgemeinschaften auch dafür einsetzen, dass die EU gute Lösungen für Geflüchtete und ihre verarmten Aufnahmeländer findet.
Die Kontrolle der externen Grenzen ist wichtig. Sie zu erlangen, wird das Problem aber nicht lösen. Und als Juden und Jüdinnen sollten wir nicht vergessen, dass wir in der Vergangenheit selbst viel zu oft Geflüchtete waren und uns die Aufnahme in sicheren Staaten verwehrt wurde.
Der Autor ist Direktor des Brüsseler Büros der jüdischen Hilfsorganisation HIAS.