Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Häufig in der Geschichte mussten Juden und Jüdinnen vor Verfolgung fliehen. Heute haben die meisten von uns das Glück, in relativer Sicherheit zu leben.
Im vergangenen Jahr waren weltweit mehr als 80 Millionen Menschen auf der Flucht – ein historischer Höchststand. Nur wenigen von ihnen gelang es, ein sicheres Aufnahmeland zu finden. Europa und andere Länder, die in der Lage gewesen wären zu helfen, haben aufgrund der Pandemie die Tore verriegelt.
Covid-19 droht aus der schwelenden Flüchtlingskrise eine humanitäre Katastrophe zu machen.
Das internationale Hilfssystem ist unter immensen Druck geraten. Hinzu kommt: In der EU hat sich der Widerstand gegen eine gerechte Lastenteilung während der Pandemie nochmals verstärkt. Covid-19 droht aus der schwelenden Flüchtlingskrise eine humanitäre Katastrophe zu machen. Diejenigen, die gehofft hatten, dass mit EU-Solidarität aus der Asche von Moria etwas Neues, Besseres aufgebaut werden würde, wurden enttäuscht.
ASYLPAKET Nach wie vor sind die humanitären Bedingungen auf Lesbos erbärmlich. Zudem ist eine Einigung bei dem von der EU vorgeschlagenen Migrations- und Asylpaket nicht in Sicht. Und selbst wenn die EU die Reformvorschläge beschlösse, würde dies das Leiden an den Grenzen Europas nicht lindern.
Innerhalb der jüdischen Gemeinden gibt es ein weiteres Problem: Manche befürchten, dass Geflüchtete, insbesondere jene aus Ländern mit muslimischer Mehrheit, antisemitische Einstellungen mitbringen.
Es gibt aber keine Alternative, Bedürftigen Hilfe zu leisten. Die beste Strategie, um Vorurteile und Misstrauen abzubauen, ist die erfolgreiche Integration der Migranten. Die hängt auch davon ab, ob und wie wir sie willkommen heißen. Die vielen Beispiele jüdischer Gemeinden auf der ganzen Welt, die in der Flüchtlingshilfe aktiv sind, zeigen, dass wir als Gemeinschaft etwas bewegen können.
Der Autor leitet das Brüsseler Büro der Hilfsorganisation HIAS Europa.