Universitäten und Hochschulen gelten als Orte der Wissenschaft und der Diskussion. Insbesondere dort muss das Arendtsche »Denken ohne Geländer« möglich sein und die in unserem Grundgesetz verankerte Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit geachtet und geschützt werden. Missbräuchlichen Auslegungen darf dies aber keinen Vorschub leisten.
Denn immer häufiger ist festzustellen, dass sich die Linien des Sagbaren zunehmend auszudehnen scheinen, sobald es um Antisemitismus geht. Immer wieder treten Vorfälle im Hochschulkontext auf, wo Studierende oder Dozierende antisemitische Inhalte legitimieren oder gar selbst verbreiten.
resolution Dabei müsste spätestens seit der Annahme der Resolution »Kein Platz für Antisemitismus« durch die Hochschulrektorenkonferenz unmissverständlich sein, dass Antisemitismus an Universitäten nicht geduldet werden darf. Wenn jüdische Studierende aus Angst vor Diskriminierung den Hörsaal verlassen, ist die rote Linie überschritten. Eine bloße verbale Verurteilung reicht nicht aus. Das Überschreiten von roten Linien muss spürbare Konsequenzen nach sich ziehen!
Die Humboldt-Universität zu Berlin hat im jüngsten Vorfall konsequentes Handeln gegen Antisemitismus bewiesen.
Die Humboldt-Universität zu Berlin hat im jüngsten Vorfall konsequentes Handeln gegen Antisemitismus bewiesen. So wurde eine Dozentin, die in den sozialen Netzwerken antisemitische Inhalte verbreitete, von ihren Lehrverpflichtungen entbunden. Auf ihrem privaten Twitter-Account hatte sie sich zuvor volksverhetzende Schoa-Relativierungen und antisemitische Äußerungen erlaubt.
holocaust-gedenktag Am Internationalen Holocaust-Gedenktag sprach sie etwa vom »Völkermord der Juden an den Palästinensern« oder verglich Netanjahu mit Hitler. Sie teilte zudem mehrfach Inhalte der Webseite »Electronic Intifada« – die nicht nur Israel das Existenzrecht abspricht, sondern auch den Hamas-Terrorismus verharmlost und verherrlicht.
Ein solches Gedankengut sollte jedoch nicht nur uns Juden besorgen, sondern die gesamte Gesellschaft. Denn es ist nicht nur schädlich, sondern, auch über die Grenzen des akademischen Diskurses hinweg, brandgefährlich.
Die Autorin ist Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD).