Der Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, Udo Hahn, stellte in der vergangenen Woche fest, dass die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) ein Antisemitismusproblem hat.
Er trägt damit nicht nur Eulen nach Athen, sondern muss sich auch die Frage gefallen lassen, ob die Institutionen der EKD nicht auch einen Anteil daran haben, und wenn ja, welchen. Tagungen in der Evangelischen Akademie mit Referenten, die zum Israelboykott aufrufen, Veröffentlichungen in kirchlichen Publikationen, die einseitig gegen Israel Position beziehen – all dies verunsichert.
kürzungen Hinzu kommen nun Meldungen, denen zufolge die Synode der EKD in wichtigen Feldern der Antisemitismusprävention die finanziellen Mittel in erheblichem Umfang kürzen will. So sollen etwa die Subventionen für »Aktion Sühnezeichen Friedensdienste« (ASF) um rund ein Achtel gekürzt werden.
Es stellt sich die Frage, ob dies das richtige Signal in dieser Zeit ist. Eine Zeit, in der die Relativierung der Schoa immer mehr um sich greift. So sei auf die Anti-Corona-Demonstrationen verwiesen, auf denen Menschen, deren Vorfahren möglicherweise an der Verfolgung von Juden beteiligt waren, sich mit dem Gelben Stern »schmücken«.
Die Präventionsarbeit, die die ASF leistet, kann – gerade vor diesem Hintergrund – nicht hoch genug geschätzt werden.
fensterreden Mindestens genauso irritierend ist es, dass die Mittel für den Antisemitismusbeauftragten der EKD vollständig gestrichen werden sollen und anscheinend diese Stelle nach Ablauf der Amtszeit von Christian Staffa nicht neu besetzt werden soll. Ist dies so zu interpretieren, dass die Bekämpfung des Antisemitismus – jenseits aller Fensterreden – in Wirklichkeit unter »Sonstiges« stattfindet?
Ist dies so zu interpretieren, dass die Bekämpfung des Antisemitismus – jenseits aller Fensterreden – in Wirklichkeit unter »Sonstiges« stattfindet?
Ich räume ein, dass, wenn Kürzungen anstehen, jeder »Not in my backyard« schreit. Unverständlich ist aber, dass anscheinend solche Beschlussvorlagen erarbeitet werden, bevor darüber diskutiert wurde, welche Aufgaben die EKD priorisiert.
Dabei geht es nicht nur um Zusammenarbeit, Prävention und Erinnerungskultur, sondern um nichts Geringeres als die Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.
Der Autor ist Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.