Sie ist die wohl bekannteste Journalistin im englischen Sprachraum – Christiane Amanpour war viele Jahre auch eine der bestverdienenden. Berühmt und gefürchtet bei den Mächtigen für ihre rhetorische Präzision. Jetzt hat CNNs Chefmoderatorin mit einer plötzlichen Sprachunschärfe in Sachen Israel zu kämpfen, die oft auch ihre minder prominenten deutschen Kolleginnen und Kollegen befällt.
Ausgerechnet Amanpour, die von praktisch jedem Brennpunkt der Welt berichtet hat, war nicht in der Lage, einen terroristischen Dreifachmord als das zu bezeichnen, was er war – ein terroristischer Dreifachmord.
»shootout« Nachdem palästinensische Terroristen die Geschwister Maia und Rina Dee sowie deren Mutter Lucy erschossen hatten – die Mutter starb etwas später –, sprach Amanpour ausgerechnet einem Fatah-Funktionär gegenüber von einem »Shootout«, also einer Schießerei. Pro-israelische Medien, zuvorderst »HonestReporting«, brachten die Sache ans Licht.
Rabbi Leo Dee, Vater und Ehemann der Terroropfer, forderte Amanpour auf, sich zu entschuldigen – und droht der Multimillionärin mit einer Milliardenklage. Nur halbherzig entschuldigte die sich via TV. Sie habe »Shooting« (Feuerüberfall, Attacke mit Schusswaffen) statt »Shootout« (Schießerei, Feuergefecht) sagen wollen. Wirklich? Rabbi Dee jedenfalls nimmt die Entschuldigung, die er halbherzig nennt, nicht an.
terminus Auch hierzulande sollte man den schwungvollen Terminus »Schießerei«, wenn von arabischem Terror die Rede sein müsste, nicht mehr durchgehen lassen. Denn das insinuierte Gefecht stellt Täter und Opfer auf eine Ebene. Im April 2022 schrieb etwa der Bayerische Rundfunk über einen Terrorangriff in Tel Aviv von einer »Kneipenschießerei«, als hätten sich zwei Cowboys in einem Saloon duelliert.
Das Wort Schießerei taucht hierzulande medial bei fast jedem palästinensischen Terrorangriff gegen Israelis auf. Diese Art der verbalen Schuldumkehr ist unerträglich. Dass sie ausgerechnet Vollprofis wie Amanpour aus Versehen passiert, das mag glauben, wer will. Rabbi Dee tut es nicht.
Der Autor ist freier Journalist in Hamburg.