Philipp Peyman Engel

Eine eindrucksvolle Abrechnung mit allen Hamas-Verstehern im Westen

Die Rede von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress war eine Lehrstunde für die überwiegend israelfeindlich eingestellte Weltöffentlichkeit

von Philipp Peyman Engel  06.08.2024 23:13 Uhr Aktualisiert

Philipp Peyman Engel, Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen Foto: Marco Limberg

Die Rede von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress war eine Lehrstunde für die überwiegend israelfeindlich eingestellte Weltöffentlichkeit

von Philipp Peyman Engel  06.08.2024 23:13 Uhr Aktualisiert

Diese Rede war ein Ereignis. Diese Rede war notwendig. Diese Rede war eine eindrucksvolle Abrechnung mit allen Israelhassern und Antisemiten dieser Welt – ganz gleich, ob sie sich als solche begreifen oder nicht. Ganz gleich, ob ihnen ihr Judenhass bewusst ist oder nicht.

Ganz gleich, ob es sich um die besorgten »Israel-Kritiker« in westlichen Parlamenten handelt, um die mehr schlecht als recht camoufliert antisemitisch argumentierenden postkolonial und intersektional bewegten Akademiker weltweit oder um all jene Leitartikler, die sich nach Lehrbuch ebenso formelhaft wie sinnentleert beim Thema Israel und Hamas in Äquidistanz ergehen, ohne zu verstehen, dass ein demokratischer Staat niemals mit einer massenmordenden Terrororganisation auf eine Stufe gestellt werden darf.

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Wie unerlässlich diese Rede von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress war, zeigten allein schon die Reaktionen. Bernie Sanders, Ikone des linken Flügels der US-Demokraten und ein Jahr älter als US-Präsident Biden, faselte davon, dass mit Netanjahu zum ersten Mal in der Geschichte ein Kriegsverbrecher eine Rede im US-Kongress habe halten dürfen.

Die prominente palästinensischstämmige US-Demokratin Rashida Tlaib erging sich im Vorfeld ebenfalls in wüsten Beschimpfungen des israelischen Premiers und hielt während dessen Rede ein Schild mit der Aufschrift »Kriegsverbrecher« in die Höhe.

Mehrere Zuhörer störten die Rede von der Tribüne des Saals aus mit Zwischenrufen. Kamala Harris, möglicherweise die nächste US-Präsidentin, nahm stattdessen lieber gleich einen Wahlkampftermin in Indiana wahr und besuchte eine schwarze Studentinnenverbindung.

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Auch vor dem Kongress tobten währenddessen Proteste, die auch in den USA allzu häufig mehr israelfeindlich und antisemitisch als »propalästinensisch« sind. Es waren Szenen, die sich seit dem 7. Oktober 2023, dem wohlgemerkt größten Pogrom an Juden nach dem Holocaust, überall in der Welt abspielen. Angesichts dessen könnte man – zynisch gesprochen – fast annehmen, dass Israelis am 7. Oktober 1200 Palästinenser ermordet und rund 200 palästinensische Zivilisten nach Israel verschleppt hätten.

Gab es das schon einmal in der Geschichte, dass ein Staat angegriffen wurde und – noch bevor er sich wehrt – der Vorwurf des Genozids, des Völkermords und der Kriegsverbrechen erhoben wurde? Wohl kaum. Doch wenn es um Israel, den Juden unter den Staaten, geht, setzt selbst bei den intelligentesten und gebildetsten Menschen der Verstand aus.

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Was also hat Israels Premier gesagt? Dass Israel wie jeder andere Staat dieser Welt das Recht hat, sich zu wehren, seine Bürger zu schützen, die Geiseln zu befreien, künftige Angriffe der Terroristen zu verhindern und weiteren Beschuss aus Gaza zu unterbinden. Dass die Hamas bekämpft werden muss. Dass Israel zugleich sehr viel dafür tut, Schaden an der palästinensischen Zivilbevölkerung zu verhindern, während die Hamas Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht.

Dass es – auch das ein empirischer Fakt – im Gaza-Krieg im Vergleich zu Kriegen in Wohngebieten in anderen Ländern trotzdem signifikant weniger zivile Opfer gegeben hat. Dass es die Hamas ist, die die Hilfslieferungen blockiert. Dass die Hamas diesen Krieg jederzeit beenden könnte. Dass die Zivilbevölkerung in Gaza, die die Massaker am 7. Oktober laut Studien mehrheitlich befürwortet, wie die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 durch ein Reeducation-Programm deradikalisiert werden muss.

Etwas Wahres wird nicht weniger richtig, nur weil es von Israels viel kritisiertem Premierminister formuliert wird.

Ist davon auszugehen, dass sich nach dieser Rede die Unterstützung und das Verständnis für Israel, beides erodierte schon kurz nach dem 7. Oktober massiv, erhöhen wird? Mitnichten. Wird nach dieser Rede begriffen werden, dass die islamistische Ideologie nicht allein eine Kampfansage an Israel ist, sondern an den gesamten Westen? Ebenfalls Fehlanzeige.

Und doch war diese Rede, die immer wieder auch von Standing Ovations im Kongress unterbrochen wurde, historisch. Klarer konnte man der überwiegend israelfeindlich eingestellten Weltöffentlichkeit nicht den Spiegel vorhalten.

Israel darf sich keine Schwäche erlauben. Es braucht einen wehrhaften jüdischen Staat.

Zur Wahrheit gehört zugleich auch, dass Benjamin Netanjahu trotz der richtigen Worte über die Folgen des 7. Oktober aus verschiedenen Gründen – Stichwort Spaltung, Stichwort Justizreform, Stichwort Korruption – nicht der Regierungschef ist, den das Land verdient. Ja, er ist demokratisch gewählt, demokratisch legitimiert, und wie in jeder Demokratie gilt es, das zu respektieren.

Fest steht jedoch auch, dass er eher früher als später zurücktreten müsste, wenn er sein Amt wirklich umfassend respektieren würde. Denn zur DNA Israels gehörte es immer, dass Verlass ist auf die Geheimdienste und Verlass auf das Militär. Netanjahu müsste zumindest die politische Verantwortung für die historische Katastrophe des 7. Oktober übernehmen.

Zur DNA Israels gehörte es immer, dass Verlass ist auf die Geheimdienste und auf das Militär.

Israel darf sich keine Schwäche erlauben. Es braucht einen wehrhaften jüdischen Staat, weil Israel sich gegen die fortwährenden Attacken aus Gaza, dem Libanon, dem Jemen und dem Iran verteidigen muss. Andernfalls wird Israel eher früher als später untergehen. Im Rahmen der rechtsstaatlichen Möglichkeiten muss Israel sich gegen seine feindliche Umwelt zur Wehr setzen.

Diese erbarmungslose Logik des Nahen Ostens hat Netanjahu am Mittwochabend eindrucksvoll der Weltöffentlichkeit in Erinnerung gerufen. Und seine ebenso knallharte wie präzise Analyse wird nicht weniger richtig, nur weil sie von Israels viel kritisiertem Premierminister formuliert wird.

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