Zwei Juden – drei Meinungen. Diese launige Grundregel hat sich auch bei dem gerade erschienenen »Gemeindebarometer« wieder bewahrheitet. 2700 Befragte konnten sich zwar darauf einigen, dass ihnen die Gemeinden wichtig sind, die Angebote willkommen und Gottesdienste regelmäßig besucht werden.
Wie die Gemeinde der Wahl aussieht, darüber gehen die Meinungen jedoch so weit auseinander, dass sich der Zentralrat mit der Erhebung dieses Stimmungsmessers eine große Arbeit aufgebürdet hat.
zuwanderung Ja, es war wichtig, nach den Gründen zu fragen, warum die Mitgliederzahlen stetig sinken. Die Zuwanderung aus den ehemaligen Sowjetstaaten ist beinahe abgeschlossen. Die jüdische Gemeinschaft muss sich jetzt schon seit gut zehn Jahren aus sich selbst heraus stabilisieren.
Wie die Gemeinde der Wahl aussieht, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
Doch die Umfrage zeigt, dass es damit hapert. Und das liegt nicht an fehlenden oder gar falschen Angeboten, die Gemeinden, Zentralrat oder Zentralwohlfahrtsstelle ihren Mitgliedern unterbreiten, sondern unter anderem auch an einer wie auch immer gearteten mangelhaften Willkommenskultur.
Hier – das besagt auch das Gemeindebarometer selbstkritisch – ist anzusetzen. Mehr Zuhören, mehr Möglichkeiten zur Mitgestaltung, mehr Formate für Gleichgesinnte zur Beziehungspflege, zielgruppenangepasste jüdische Bildungsangebote, Transparenz in den Entscheidungsprozessen, Unterstützung bei der Vernetzung mit anderen Gemeinden, Vereinen oder Organisationen und nicht zuletzt eine Strategie für die Zukunft sind notwendig.
zukunftsgestaltung Ein großes Thema bei der Zukunftsgestaltung wird auch die Frage nach den Menschen sein, deren Väter jüdisch sind oder die um einen einfacheren Zugang zum Giur bitten.
Alles nicht neu, aber nun liegen die Probleme schwarz auf weiß auf dem Tisch. Eine Aufgabe für den Zentralrat – aber auch für jeden Einzelnen. Wer mehr Mitsprachrecht fordert, soll auch selbst Ideen entwickeln.