Es war ein heftiger Schlag. Die Druckwelle, die er auslösen wird, dürfte weit über Teheran hinaus zu spüren sein: Ismail Haniyeh, der im Exil in Katar lebende Chef des Hamas-Politbüros und frühere Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde, wurde am frühen Mittwochmorgen in der iranischen Hauptstadt durch einen gezielten Angriff getötet.
Nur wenige Stunden zuvor hatte Haniyeh gemeinsam mit Vertretern anderer Terrororganisationen als Ehrengast an der Amtseinführung des iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen. Fast schon verzückt hatte er im Saal den Rufen iranischer Parlamentarier gelauscht, die lautstark »Tod Israel, Tod Amerika« skandierten.
Anschließend posierte Haniyeh auf dem Gruppenbild der Staatsgäste des iranischen Regimes. Nur einen Meter hinter ihm stand der Gesandte des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, der Spanier Enrique Mora.
Es war ein Foto mit hohem Symbolwert und ein propagandistischer Erfolg für die Hamas: Einer der höchsten EU-Diplomaten zeigte sich öffentlich mit Haniyeh. In Brüssel schüttelten viele den Kopf. Die EU stuft die Hamas seit langem als terroristische Vereinigung ein. Doch der Glücksmoment währte für die Terroristen nicht lange, und Haniyehs Tod könnte eine neue Dynamik auslösen und Israel dem Sieg über die Terrororganisation einen wichtigen Schritt näherbringen.
Man muss davon ausgehen, dass die Vergeltung des Iran für die Tötung Haniyehs ausgerechnet in der »Höhle des Löwen« massiv ausfallen wird. Sie könnte sich sowohl gegen Israel richten als auch gegen sogenannte »Soft Targets« in westlichen Ländern, darunter auch jüdische Einrichtungen. Schon seit langem hat die Islamische Revolutionsgarde und ihre Auslandseinheit, die Quds-Truppe, solche Ziele im Visier. 2022 wurde ein Brandanschlag auf die Synagoge in Bochum in Auftrag gegeben.
Es wäre an der Zeit, dass Europa aufwacht und den Kampf gegen den Terror genauso ernst nimmt, wie Israel das tut. Sonst könnte es bald ein böses Erwachen geben.