Meinung

Düsseldorfs braunes Erbe

Beim Gedenken muss die Stadt konsequent sein

von Oded Horowitz  12.01.2025 08:06 Uhr

Oded Horowitz Foto: JG Düsseldorf

Beim Gedenken muss die Stadt konsequent sein

von Oded Horowitz  12.01.2025 08:06 Uhr

In Düsseldorf wird im Januar mit einer mehrmonatigen Veranstaltungsreihe an »80 Jahre Befreiung und Kriegsende« erinnert. Doch hier, wie auch in anderen Städten Deutschlands, gibt es bekanntlich eine nicht geringe Anzahl von öffentlich geehrten Personen, die in der Zeit des Nationalsozialismus wirkten – und nach heutigem Maßstab nicht als Vorbilder für die junge Generation taugen.

Franz Jürgens ist so ein Fall. Dieser war im April 1945 Kommandeur der Düsseldorfer Schutzpolizei und bezahlte seine Rolle bei der Befreiung der Stadt mit dem Leben. Doch die Aufarbeitung seiner Biografie ergab auch: Er war zuvor an der Deportation von Juden beteiligt, stand der NS-Ideologie nahe und stellte sich erst in den letzten Tagen des Krieges gegen das Regime.

Nach Jürgens wurden in Düsseldorf eine Straße, ein Platz sowie eine Schule benannt. Die Berichterstattung der »Jüdischen Allgemeinen« und die Kritik der Düsseldorfer Gemeinde sorgten 2022 für eine Kontroverse, und vergangenes Jahr beschloss der Rat der Stadt, die betroffenen Orte umzubenennen. Für die Straße und das Kolleg ist das bereits erfolgt.

Mitte Dezember 2024 wurde im Stadtrat erneut darüber diskutiert und eine Entscheidung verschoben.

Mit dem Platz tut man sich dagegen etwas schwerer. Derzeit liegen drei Vorschläge vor. Zum einen »Platz der Polizei«, zum anderen stehen auch Klaus Dönecke, ein ehemaliger Polizeikommissar, der die NS-Geschichte der Polizei aufgearbeitet hatte, sowie Edith Fürst, eine jüdische Holocaust-Überlebende aus Düsseldorf, als Namensgeber zur Diskussion.

Mitte Dezember 2024 wurde im Stadtrat erneut darüber diskutiert und eine Entscheidung verschoben. Es bleibt also spannend.Wichtig aus Sicht der Jüdischen Gemeinde ist aber vor allem, dass die Stadtgesellschaft und insbesondere ihre höchsten Vertreter eine Notwendigkeit erkannt haben: Im Zuge des steigenden Antisemitismus muss konsequent gehandelt werden, auch und gerade wenn es um das Erinnern an die eigene Geschichte geht. Insbesondere angesichts des nun angebrochenen Jubiläumsjahrs der Befreiung Düsseldorfs ist das eine gute Nachricht.

Der Autor ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Einspruch!

Holt sie aus der Hölle raus

Sabine Brandes fordert, alles dafür zu tun, um auch die letzten verbliebenen Geiseln zu retten

von Sabine Brandes  13.02.2025

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025

Meinung

Da kann man sich gleich Björn Höcke einladen

UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese hätte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sprechen sollen. Dabei hat sie sich für den akademischen Diskurs disqualifiziert

von Ralf Balke  10.02.2025

Meinung

Antisemitismus an Kunsthochschulen: Eine Kultur des Wegschauens

Die Serie antisemitischer Vorfälle an Ausbildungsstätten für angehende Künstler reißt nicht ab. Warum sind die Hochschulen offenkundig außerstande, das Problem in den Griff zu kriegen?

von Klemens Elias Braun  10.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025

Bildung

Wissenschaftsfreiheit und Antisemitismus

Die Bundestagsresolution gegen Judenhass an Hochschulen und die Verantwortung der Universitäten. Ein Gastkommentar von Frederek Musall

von Frederek Musall  07.02.2025

Meinung

Vielleicht müssen erst alte Gewissheiten zerbrechen?

Die Welt tobt über Trumps Vorschlag für die Zukunft des Gazastreifens. Doch die Reaktion zeigt, wie viele Menschen Illusionen anhängen, wenn es um den Nahostkonflikt geht

von Daniel Neumann  07.02.2025

Meinung

München als Mahnung

Die Stadt brauchte 55 Jahre, um sich dazu durchzuringen, den Opfern des Brandanschlags auf das jüdische Gemeindehaus in der Reichenbachstraße ein Denkmal zu setzen. Die Täter sind bis heute nicht gefunden

von Georg M. Hafner  06.02.2025

Migrationspolitik

Reißt euch zusammen!

Die Parteien der demokratischen Mitte müssen endlich Kompromisse eingehen – alles andere stärkt die Extremisten. Ein Appell unserer Redakteurin Ayala Goldmann

von Ayala Goldmann  10.02.2025 Aktualisiert