Am 30. April kam es in Jerusalem zu einem Terroranschlag, der medial in Deutschland kaum wahrgenommen wurde. Was war passiert? Der 34-jährige türkische Staatsangehörige Hasan Saklanan reiste aus der Türkei zunächst nach Jordanien, um dann weiter nach Jerusalem zu fahren.
Er war nicht nur Teil einer Reisegruppe der türkischen Religionsbehörde Diyanet, sondern auch ein Imam und damit Beamter der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Şanlıurfa. In der Jerusalemer Altstadt kaufte er sich ein Messer und griff in einer engen Gasse zwei patrouillierende israelische Soldaten an. Während er einen Soldaten verletzen konnte, reagierte der andere Soldat schnell und erschoss den Imam.
Der Vorsitzende von »Mil-Diyanetsen« Celaleddin Gül, eine Gewerkschaft von Mitarbeitern der türkischen Religionsbehörde Diyanet, bezeichnete diesen Imam in einer Stellungnahme als »Märtyrer« und »Beschützer Jerusalems«, der vom »Terrorstaat Israel kaltblütig erschossen wurde«.
Glorifizierung des Terrors
Dass Hass auf Israel, Antisemitismus und die Glorifizierung der Terrororganisation Hamas innerhalb der Diyanet keine Seltenheit ist, sondern zum »guten Ton« gehört, verwundert nicht. Insbesondere seit dem 7. Oktober glorifiziert nicht nur Erdogan die Hamas-Terroristen als »Freiheitskämpfer«, sondern die höchste religiöse Autorität der Türkei, Ali Erbas als Chef der türkischen Religionsbehörde Diyanet äußerte sich in Predigten und Reden immer wieder ganz offen antisemitisch.
Erbas ist übrigens auch die höchste religiöse Autorität der DITIB in Deutschland, und mit dieser Diyanet verhandelt unsere Bundesregierung über die Imamausbildung in Deutschland.
Wir müssen auch in Deutschland diese Verhältnisse innerhalb der Diyanet wahrnehmen und thematisieren, denn diese Diyanet und das Diyanet-Personal hat erheblichen Einfluss auf das muslimische Leben in Deutschland über ihre Imame, Religionsattachés und anderes Diyanet-Personal in der Spitze der deutschen DITIB.
Verehrung eines Terroristen
Gestern wurde Hasan Saklanan in der Türkei beerdigt, nachdem die israelischen Behörden die Leiche freigegeben hatten. Die Beerdigungszeremonie wurde geleitet von Ramazan Tolan, dem Mufti der Diyanet von Şanlıurfa.
Vor der Beerdigung hielt ein Vertreter der Terrororganisation Hamas, Majid Abu Hasan, eine Rede, in der er Saklanans Anschlag als Heldentat bezeichnete und sagte: »Mit einem kleinen Messer in der Hand stach er dem Juden einen Dolch ins Herz.« Offizielle Vertreter der türkischen Religionsbehörde Diyanet und Vertreter der Terrororganisation Hamas Schulter an Schulter bei der Verehrung eines Terroristen.
Aber nicht nur in der Türkei wird Imam Hasan Saklanan offen verehrt, sondern auch bei uns in Deutschland. Die offizielle Facebookseite der IGMG-Gemeinde in Bielefeld teilte ein Video von der Beerdigung dieses Imams mit der Überschrift »Der Märtyrer von Jerusalem Hasan Saklanan wurde beigesetzt.«
Antisemitische Haltungen
Ich habe die IGMG damit konfrontiert und auf X um eine Stellungnahme gebeten. Weder eine Stellungnahme noch eine Distanzierung gab es, was nicht wirklich überrascht. Stattdessen wurde das Video ohne Kommentar gelöscht.
Warum überraschte mich dies nicht? Wenn eine IGMG selbst nach dem 7. Oktober nicht in der Lage war, eine klare Haltung gegen den Terror zur Hamas zu zeigen, wird sie auch antisemitische und israelfeindliche Haltungen in der eigenen Basis nicht problematisieren. Der Vorsitzende der IGMG, Kemal Ergün, verharmloste und relativierte den Hamas-Terror am 7. Oktober auf X als »groß angelegte Aktion«, verwies auf »Angriffe von Siedlern und israelischer Sicherheitskräfte« vor dem 7. Oktober.
Ein Verband, der nicht in der Lage ist, die Hamas ohne Wenn und Aber als das zu bezeichnen, was sie ist, nämlich eine Terrororganisation, ein Verband, der jedes Jahr zum Todestag von der Milli Görüs-Führungsfigur Necmettin Erbakan - ein glühender Antisemit und Israelfeind - Gedenkveranstaltungen in seinen Gemeinden organisiert, der wird sich nicht klar positionieren gegen Antisemitismus und den Terror der Hamas. Dass in dieser Basis der Diyanet-Imam Hasan Saklanan als Märtyrer verehrt wird, ist daher wenig überraschend.