Im Juni gibt Aiman Mazyek den Vorsitz im Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) nach 13 Jahren ab. Bis zuletzt wurde er fatalerweise als eloquenter und moderater Vertreter des hiesigen Islams von Medien und Politik hofiert. Mazyek war ein guter Marketingstratege, um das wahre Gesicht der Islamverbände zu verschleiern. Sie sind keine moderaten Vereine, sondern Vertreter des politischen Islams.
Die Kritik an ihnen hat Mazyek stets abgebügelt und stattdessen Muslime zu Opfern stilisiert – obwohl im ZMD mehrheitlich Fundamentalisten und Rechtsradikale Mitglied sind. ATIB ist der größte Verband im Zentralrat der Muslime und steht laut Verfassungsschutz den »Grauen Wölfen« nahe.
Es waren die Grauen Wölfe, die 1978 beim Pogrom Maras eine Woche lang in Hamas-Manier Kurden und Aleviten abgeschlachtet haben. Auch deshalb haben wir besonderes Mitgefühl mit den Israelis. Ich habe am 7. Oktober 2023 vor Erschrecken gezittert, genau wie ich 1978 als neunjähriges alevitisch-kurdisches Kind tagelang vor Angst gezittert habe, als die ersten Schreckensnachrichten und Bilder aus Maras in unserer Familie bekannt wurden.
Fata Morgana der deutschen Politik
Genauso wie Aiman Mazyek den Rechtsextremismus der Grauen Wölfe kleinredet, so relativiert er auch die Massaker der Hamas. Der 7. Oktober sei nur »ein weiterer schrecklicher Höhepunkt des Konflikts im Nahen Osten«, wie er in einem Interview sagte.
Diese Äußerung zeigt, wie die Vertreter der Islamverbände denken. Für sie ist Israel und nicht die Hamas für dieses Menschheitsverbrechen verantwortlich. Die Äußerung zeigt auch die Strategie des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime: Mazyeks wahre Rolle war, mit moderaten Tönen den Islamismus der Verbände für die deutsche Öffentlichkeit verträglich zu machen.
Er war so gesehen eine Fata Morgana der deutschen Politik und Öffentlichkeit, die in ihm partout nicht das sehen wollten, was er ist, sondern das sahen, was sie sich erwünscht hatten: nämlich einen moderaten deutschen Islam.