Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bosse-Huber, war zufrieden: »Wir haben ein großartiges internationales Fest des Glaubens in Karlsruhe gefeiert.« Damit traf sie wohl die Mehrheitsmeinung auf der Versammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Nordbaden. Denn schließlich, so das selbstgewisse Fazit, sei ja ein Eklat vermieden worden – habe doch die versammelte institutionelle Weltchristenheit in ihrer Abschlusserklärung darauf verzichtet, Israel als Apartheidstaat zu bezeichnen.
Stattdessen gab’s einen »Kompromiss«. Danach wird der Begriff »Apartheid« für den Rechtsstaat Israel nicht etwa verdammt – vielmehr wird konstatiert, etliche Kirchen würden »geltend machen«, dass der Begriff zutreffe, andere seien anderer Meinung.
bds-anhänger Nun ist der ÖRK schon seit Jahren ein sicherer Hort für BDS-Anhänger und andere politisch verbrämte Israelhasser, insofern ist die immer noch einseitige Erklärung, die sich nicht etwa mit der massenhaften und vielfach tödlichen Verfolgung von Christen in islamischen Ländern aufhält, sondern stattdessen lieber über die »zunehmenden Einschüchterungen, Übergriffe, Einschränkungen des Zugangs zu Gotteshäusern und Angriffe durch radikale Israelis und Behörden« in Jerusalem lamentiert, nicht weiter verwunderlich.
Was Mut macht, ist der zunehmende Widerstand in kirchlichen Kreisen Deutschlands.
Was hingegen Mut macht, ist der zunehmende Widerstand in kirchlichen Kreisen Deutschlands. Etwa von der Initiative gegen Judenfeindschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen, die sich dem Israelhasser-Mainstream im ÖRK entgegenstellt und unter anderem fordert, »endlich von der Obsession abzulassen, Israel wahrheitswidrig der Apartheid zu bezichtigen«.
Doch so sehr Initiativen wie diese zu unterstützen sind, der Weg zur Wahrheit ist noch weit, die Mehrheitsverhältnisse im ÖRK bleiben vorläufig andere. In der 1671 Wörter langen ÖRK-Abschlusserklärung, eine wahre Anklageschrift gegen Israel, kommt 15-mal der Terminus Palästina als Substantiv oder Adjektiv vor – und nicht ein einziges Mal das Wort Juden.
Der Autor ist Journalist und lebt in Hamburg.