Es sei »erschreckend«, dass Mitarbeiter der UNRWA sich an den Massakern des 7. Oktober beteiligt haben soll, teilte das Auswärtige Amt am vergangenen Mittwoch mit, nachdem die Vereinten Nationen ihren Abschlussbericht zu Untersuchungen gegen 19 Mitarbeiter vorgelegt und neun davon entlassen hatten. Das Entsetzen der Diplomaten ist so glaubwürdig wie das von Capitaine Renault in Casablanca, als er feststellen muss, dass in Ricks Café Glücksspiele stattfinden. Dass es enge Verflechtungen zwischen der UNRWA und den Terroristen der Hamas gibt, ist seit Jahren bekannt.
Schon lange konnte jeder, der es nur wollte, wissen, dass von den rund 30.000 UNRWA-Mitarbeitern nicht wenige Hamas-Mitglieder sind und in Schulen des Hilfswerks Terroristen schon vor dem 7. Oktober als Märtyrer verherrlicht wurden. Das ist weder »erschreckend« noch ein Wunder: Die Hamas herrscht seit 17 Jahren über den Gazastreifen, hat jeden Teil des zivilgesellschaftlichen Lebens infiltriert und genießt Unterstützung in der Bevölkerung – ob die aus jahrelanger Indoktrinierung oder innerster Überzeugung stammt, muss diskutiert werden.
Das Auswärtige Amt hilft mit seinen Zahlungen an die UNRWA, das System Hamas am Laufen zu halten. Um die Diskussion, ob das Hilfswerk trotz Terror-Verflechtungen wegen seiner wichtigen humanitären Arbeit weiter finanziert werden sollte, sinnvoll führen zu können, müssen sich alle Beteiligten ehrlich machen. Daran scheitern auch die Vereinten Nationen, in deren Abschlussbericht lediglich davon die Rede ist, »Hinweise« würden »darauf hindeuten«, dass Mitarbeiter an den Massakern beteiligt waren. Eine feige Formulierung in Anbetracht der Tatsache, dass Israel schon vor Langem Aufnahmen einer Überwachungskamera geliefert hat, die einen UNRWA-Sozialarbeiter dabei zeigen, wie er eine Leiche aus dem Kibbuz Be’eri entführt.
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