»Lost im Uni-Dschungel?« – Mit diesen Worten wirbt derzeit die Technische Universität Berlin (TU) auf ihrer Webseite für eine »Woche der Studienorientierung«. Irgendwie ist das nicht ohne Ironie. Denn »lost« wirkt im Moment vor allem eine, und das ist Geraldine Rauch, die Präsidentin der Hochschule.
Und von Orientierungslosigkeit kann man ebenfalls sprechen – schließlich scheint ihr moralischer Kompass ebenso marode zu sein wie das eine oder andere Gebäude der TU. Davon zeugen nicht nur die antisemitischen Posts, denen sie ein »Like« verpasste, sondern ebenfalls ihr Umgang mit den Forderungen nach einem Rücktritt.
»Ich trete nicht zurück« lautete Rauchs fast schon trotzig zu nennende Reaktion auf die vehemente Kritik, die aus Politik und der Hochschule selbst kam. Auch die Tatsache, dass sich der Senat der TU mit einer denkbar knappen Mehrheit von 13:12 Stimmen in einem Meinungsbild gegen Rauch stellte, sollte sie nicht weiter irritieren.
Für eine Abwahl durch den Hochschulsenat ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig und die kommt nicht so schnell zustande. Also weitermachen wie bisher.
Griff in die Trickkiste
»An meinen Fehlern werde ich arbeiten«, so Rauchs Versprechen. Dafür griff die TU-Präsidentin nun in die Trickkiste und beantragte ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst. Sie weiß ganz genau, wie langsam die Mühlen der akademischen Verwaltung mahlen.
Es dürfte Monate dauern, bis ein solches Disziplinarverfahren abgeschlossen ist. Offensichtlich setzt Rauch darauf, dass bis dahin viel Gras über die Sache gewachsen ist und die Affäre niemanden mehr so richtig interessiert.
Das Ganze hat aber eine weitere Ebene. Gerne gibt sich die TU-Präsidentin progressiv und positioniert sich öffentlich gegen all das, was sie unter »Neuen Rechten« versteht - so wie im Fall des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit. Dann schreckt sie nicht davor zurück, Mitarbeiter der eigenen Hochschule zu outen, die dort mitmachen würden.
Das kann Karrieren beeinträchtigen und verweist auf eine wenig neutrale Position in gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen, die für Rauch als TU-Präsidentin eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Kaum Sanktionen
Nun kann man von dem Netzwerk Wissenschaft halten, was man will: Eine Gefahr für die Demokratie geht von diesem gewiss nicht aus. Und Uni-Gebäude werden von den Angehörigen dieses akademischen Zirkels weder vandalisiert, noch bedrohen sie andere an Leib und Leben.
Anders dagegen diejenigen, die im Namen einer angeblichen Palästina-Solidarität unterwegs sind, und die Universität zu einer No-Go-Area für jüdische Studierende gemacht haben.
Aber selbst antisemitische Gewalttäter möchte Rauch nicht exmatrikulieren, so etwas bezeichnet die TU-Präsidentin dann als »Paralleljustiz«. Auf diese Weise werden sie von ihr in Schutz genommen, können weiter agieren, weil es kaum Sanktionen gibt.
Auch hier zeigt sich, wie »lost« Geraldine Rauch ist. Ihr Rücktritt ist daher ein Gebot der Stunde, nicht nur weil sie dem Wissenschaftsstandort Berlin durch ihr Verhalten Schaden zufügt, sondern ebenfalls der Sicherheit von jüdischen Studierenden.