In Detmold droht einer der ältesten Synagogen Norddeutschlands die Zerstörung. Der Eigentümer Hendrik Schnelle will auf dem Grundstück Parkplätze errichten und versucht, dies gerichtlich durchzusetzen. Vielfach wurde daher gefordert, dass er das Gebäude an die Stadt verkaufen solle, damit es wieder instand gesetzt werden und erhalten bleiben kann.
Doch Schnelle trägt nicht dazu bei, eine Lösung in der Sache zu finden. Im Gegenteil: Zunächst publizierte der in der rechtsextremen Szene einschlägig bekannte Jurist eine NS-relativierende Karikatur auf seiner Webseite. An Halloween versah er das denkmalgeschützte Gebäude mit Bildern von Gruselgestalten. Auf diese Weise entwertet er beständig die Geschichte und Bedeutung der ehemaligen Synagoge.
freilichtmuseum Der neueste abwegige Vorschlag des Rechtsanwalts: die Versetzung der Synagoge in ein Freilichtmuseum – für ihn »der einzig mögliche Kompromiss«. Doch diese Forderung ist weder realistisch noch zielführend. Denn um das Gebäude zu translozieren, müsste es komplett abgebaut und neu errichtet werden, was die Kosten einer Sanierung vor Ort wahrscheinlich deutlich übersteigen würde. Vor allem würde damit der Charakter der ehemaligen Synagoge verkannt.
Es geht eben nicht um die Architektur eines Gebäudes, die in einem Freilichtmuseum bewundert werden soll, sondern um das bestehende Zeugnis jüdischen Lebens mitten im Stadtkern von Detmold.
Es geht eben nicht um die Architektur eines Gebäudes, die in einem Freilichtmuseum bewundert werden soll, sondern um das bestehende Zeugnis jüdischen Lebens mitten im Stadtkern von Detmold. Durch eine Versetzung würde dessen Geschichte erneut aus dem Stadtbild getilgt.
Daher kann nur an der Forderung der Jüdischen Gemeinde Detmold und zivilgesellschaftlicher Organisationen festgehalten werden: Die ehemalige Synagoge muss an ihrem Ort erhalten bleiben, mit dem Ziel, dort ein Museum oder Begegnungszentrum einzurichten. Hendrik Schnelle hingegen handelt nicht nur gleichgültig gegenüber der Bedeutung des Gebäudes, sondern hat mit seinen vorherigen Provokationen bereits seine eigentliche Gesinnung gezeigt – das darf man ihm nicht durchgehen lassen.
Der Autor ist Teamleiter bei ADIRA, der Beratungsstelle der Jüdischen Gemeinde Dortmund bei Antisemitismus und Rassismus.