Meinung

Die Qual der Nicht-Wahl

Unsere Redakteurin Ayala Goldmann begründet, warum sie die Briefwahl zum Parlament der Jüdischen Gemeinde zu Berlin boykottiert

von Ayala Goldmann  24.08.2023 09:22 Uhr

Ayala Goldmann Foto: Ayala Goldmann

Unsere Redakteurin Ayala Goldmann begründet, warum sie die Briefwahl zum Parlament der Jüdischen Gemeinde zu Berlin boykottiert

von Ayala Goldmann  24.08.2023 09:22 Uhr

Es ist nicht zu fassen: Die Jüdische Gemeinde zu Berlin besteht darauf, eine reine Briefwahl zum Gemeindeparlament abzuhalten, obwohl das unabhängige Gericht beim Zentralrat der Juden in Deutschland sie untersagt.

Dass diese Wahl, gelinde gesagt, seltsam anmutet, ist auch an den per Post verschickten Unterlagen abzulesen. Einige der Kandidatinnen und Kandidaten der Liste »Koach« des langjährigen Gemeindechefs Gideon Joffe sind über 70 Jahre alt. Dabei gibt es laut neuer Wahlordnung eine Altersgrenze – allerdings nicht für Kandidaten, die bereits Mitglied der Repräsentantenversammlung und/oder des Vorstands sind, sondern nur für jene Kandidaten, die dort (noch) nicht sitzen!

ausschluss Zu Recht moniert das Gericht, der Ausschluss bestimmter Personen verstoße gegen das Willkürverbot des Grundgesetzes und sei auch mit jüdischem Recht unvereinbar. Überdies sei bei ausschließlicher Briefwahl die Öffentlichkeit der Wahl und damit eine freie, unabhängige und persönliche Ausübung des Stimmrechts nicht sichergestellt.

Selbstverständlich boykottiere ich diese Wahl, von der sich das Oppositionsbündnis »Tikkun« aus Protest zurückgezogen hat.

Selbstverständlich boykottiere ich diese Wahl, von der sich das Oppositionsbündnis »Tikkun« aus Protest zurückgezogen hat. Auf der Website der Gemeinde war zuletzt zu lesen, man gehe juristisch gegen einzelne Mitglieder vor. »Medienrechtliche Verfahren« seien eingeleitet, es würden »Strafanzeigen im Umfeld des Wahlbündnisses« geprüft.

Und das im jüdischen »Reuemonat« Elul, der gerade begonnen hat, kurz vor den Hohen Feiertagen! Ich bin sicher, auch bei Koach gibt es Repräsentanten, die sich in dieser Situation nicht wohlfühlen – gerade diejenigen, die viel für die Gemeinde getan haben. Ich appelliere an sie und an Gideon Joffe: Sagen Sie diesen Urnengang ohne Urne ab! Reden Sie mit der Opposition statt mit Anwälten! Und lassen Sie nicht zu, dass sich immer mehr Mitglieder fragen, was sie von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin überhaupt noch erwarten können – außer eine Grabstätte auf einem jüdischen Friedhof.

goldmann@juedische-allgemeine.de

Meinung

München als Mahnung

Die Stadt brauchte 55 Jahre, um sich dazu durchzuringen, den Opfern des Brandanschlags auf das jüdische Gemeindehaus in der Reichenbachstraße ein Denkmal zu setzen. Die Täter sind bis heute nicht gefunden

von Georg M. Hafner  06.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  05.02.2025

Migrationspolitik

Reißt euch zusammen!

Die Parteien der demokratischen Mitte müssen endlich Kompromisse eingehen – alles andere stärkt die Extremisten. Ein Appell unserer Redakteurin Ayala Goldmann

von Ayala Goldmann  05.02.2025

Meinung

Die Union kämpft für den Erhalt der Demokratie

Warum die Kritik an CDU-Chef Friedrich Merz falsch und geschichtsvergessen ist

von Michael Wolffsohn  05.02.2025

Meinung

Die Union legitimiert die AfD und diffamiert alle Migranten

Friedrich Merz schafft ein Umfeld, in dem Ideen gedeihen, die sich kein Demokrat wünschen kann

von Liora Jaffe  05.02.2025

Appell

Reißt euch zusammen!

Die Parteien der demokratischen Mitte müssen in der Migrationspolitik endlich Kompromisse eingehen – alles andere stärkt die Extremisten

von Ayala Goldmann  05.02.2025

Kommentar

Historischer Tabubruch? Einreißen der Brandmauer?

Friedrich Merz und die Verschärfung der Migrationspolitik: Eine Einordnung von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  05.02.2025 Aktualisiert

Kommentar

Hoffen wir, dass Donald Trump einen Plan hat

Der US-Präsident will den Gazastreifen besetzen und hätte nichts dagegen, wenn Israel Teile des Westjordanlands annektieren würde. Was will er damit bezwecken?

von Nils Kottmann  05.02.2025 Aktualisiert

Meinung

Das erdrückende Schweigen der »Anständigen« beim Thema Antisemitismus

Hunderttausende demonstrieren gegen Rechtsextremismus und skandieren »Nie wieder ist jetzt«. Doch beim Antisemitismus sind sie erstaunlich still

von Ralf Balke  03.02.2025