Martin Krauss

Die moralische Kraft des Fußballs

Am Beispiel Schalke 04 zeigte sich, dass große Teile der Fans gegen Rassismus in der Vorstandsetage aufbegehren

von Martin Krauss  22.08.2019 07:14 Uhr

Martin Krauss Foto: Stephan Pramme

Am Beispiel Schalke 04 zeigte sich, dass große Teile der Fans gegen Rassismus in der Vorstandsetage aufbegehren

von Martin Krauss  22.08.2019 07:14 Uhr

Oft befällt einen die Befürchtung, dass alles, was hierzulande gegen Antisemitismus und andere Formen des Hasses unternommen wird, letztlich doch nur oberflächlich ist. Dass hier bloß autoritäre Charaktere gehorchen, die wissen, dass man »so etwas« nicht sagt. Aber eine innere Haltung ist es nicht.

Diese Befürchtung gilt auch für den Fußball, wo einerseits viel unternommen wurde: von Vereinsstatuten, die jeden Rassismus und Antisemitismus ahnden, über Aktionen, in denen Hass die Rote Karte gezeigt wird, bis hin zu Reisen von Fans zu KZ-Gedenkstätten oder gemeinsames Erforschen des jüdischen Erbes des Vereins. Gute Aktionen allesamt, gewiss, aber andererseits ist »Jude« auch auf Sportplätzen ein oft gehörtes Schimpfwort.

rechtsextremisten Um herauszufinden, warum das so ist, haben wir – leider – in jüngster Zeit viel Material geliefert bekommen: Bei Schalke 04 war es der Boss, der sich rassistisch geäußert hat; beim Chemnitzer FC war es der Mannschaftskapitän, der Nähe zu Rechtsextremisten demonstrierte. Es zeigt sich also, dass die verbreitete Meinung, Aufklärung müsse von oben nach unten stattfinden, und Lehrer, Politiker, Funktionäre seien als Vorbilder gefordert, so nicht stimmt: Schüler und Fans können genauso Antisemiten sein wie Lehrer und Funktionäre. Hass ist keine Frage der sozialen Stellung, keine der Bildung und keine, die sich entlang von Rechts-Links-Schemata beantworten lässt.

Hass ist keine Frage der sozialen Stellung, keine der Bildung und keine, die sich entlang von Rechts-Links-Schemata beantworten lässt.

Doch zum Glück haben wir in diesen Tagen noch mehr gelernt: Am Beispiel Schalke offenbarte sich, dass zwar der Hass von oben kam, dass es aber gerade große Teile der Fans waren, die gegen Rassismus in der Vorstandsetage aufbegehrten. Gewiss, es gibt auch andere Beispiele, aber ein bisschen versöhnlich stimmt das Beispiel doch: Die Demokratie, wo die da unten etwas zu sagen haben, kann mithelfen, Hass zu bekämpfen.

Der französische Schriftsteller Albert Camus schrieb: »Alles, was ich im Leben über Moral oder Verpflichtungen des Menschen gelernt habe, verdanke ich dem Fußball.« Ja, der Sport hat tatsächlich eine moralische Kraft, die wir nutzen sollten.

Meinung

Der Internationale Strafgerichtshof und die Kampagne gegen Israel

Bei den Haftbefehlen gegen Netanjahu und Gallant geht es um Politik und nicht um Recht

von Volker Beck  21.11.2024

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Nicole Dreyfus

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Meinung

Patrick Bahners und die »Vorgeschichte« zu den Hetzjagden in Amsterdam

Daniel Schwammenthal über das Pogrom von Amsterdam und seine Bagatellisierung durch deutsche Journalisten

von Daniel Schwammenthal  13.11.2024