Franz Zobel

Die Betroffenen nicht im Stich lassen

Franz Zobel

Seit Jahren liegt die Zahl rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen auf einem erschreckend hohen Niveau. Auch im letzten Jahr blieb diese mit 147 registrierten Angriffen, bei denen mindestens 291 Menschen direkt betroffen oder mit-angegriffen waren, weit über dem jährlichen Durchschnitt seit Beginn des unabhängigen Monitorings der Opferberatungsstelle ezra in 2011.

Erstmals ist der Landkreis Sonneberg, in dem letztes Jahr ein AfD-Politiker zum Landrat gewählt wurde, ein Schwerpunkt durch Rechtsradikalismus motivierter Gewalt. Hier wird wie unter einem Brennglas sichtbar, was die Erfolge der in Thüringen als gesichert rechtsextremen geltenden Partei nach sich ziehen: Gewalttäter fühlen sich legitimiert und die Zahl der Angriffe nimmt stark zu.

In mehreren Fällen im Freistaat waren Politiker und Anhänger der AfD auch selbst Täter. Ein düsterer Ausblick auf ein Jahr, in der in Thüringen massive Wahlerfolge der extrem rechten Partei bei Kommunal- und Landtagswahlen drohen.

Massive Kapazitätsprobleme

Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen nicht im Stich gelassen werden. Dafür bietet ezra seit fast 15 Jahren erfolgreich professionelle Unterstützung an. Oft sind die Mitarbeitenden die einzigen Ansprechpartner für die Betroffenen vor Ort.

Doch die Höchststände bei Beratungsnehmenden und erbrachten Unterstützungsleistungen stellen diese vor massive Kapazitätsprobleme: Nicht mehr in allen Fällen kann ein zeitnahes Beratungsangebot garantiert werden. Es drohen weitere Einschnitte, wenn sich die Lage, wie zu befürchten, weiter zuspitzen sollte. Deswegen braucht es dringend, im Sinne der Demokratieförderung und der EU-Opferschutzrichtlinie, einen langfristigen Ausbau der fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen.

Dazu müssen finanzielle Mittel bei den Förderprogrammen in Land und Bund wie »Demokratie leben!« aufgestockt werden. Außerdem muss eine Regelfinanzierung geschaffen werden. Zum Beispiel durch das sogenannte Demokratiefördergesetz. Nicht zuletzt können durch eine Spende an den Opferhilfsfonds auf der ezra-Webseite Betroffene in Thüringen direkt unterstützt werden.

Der Autor ist Projektleiter der fachspezifischen Gewaltopferberatungsstelle ezra in Thüringen.

Meinung

Düsseldorfs braunes Erbe

Beim Gedenken muss die Stadt konsequent sein

von Oded Horowitz  12.01.2025

Meinung

Tiefpunkt für die Pressefreiheit

An der besetzten Alice Salomon Hochschule versuchte die Rektorin zusammen mit israelfeindlichen Aktivisten, die journalistische Berichterstattung zu verhindern

von Jörg Reichel  10.01.2025

Meinung

Hitler ein Linker? Der »Vogelschiss«-Moment der Alice Weidel

Mir ihren Aussagen zu Adolf Hitler im Gespräch mit Elon Musk hat die AfD-Chefin erneut ihre Inkompetenz bewiesen

von Michael Thaidigsmann  10.01.2025

Meinung

Wo Extremisten keine Gegenwehr fürchten müssen

In Berlin wurde die Alice Salomon Hochschule von Hamas-Sympathisanten besetzt. Erneut setzen weder die Studierendenschaft noch das Präsidium der Terrorverherrlichung etwas entgegen

von Noam Petri  08.01.2025

Meinung

Der Neofaschist Herbert Kickl ist eine Gefahr für Österreich

In der FPÖ jagt ein antisemitischer »Einzelfall« den anderen, ihr Obmann will die liberale Demokratie abschaffen und könnte schon bald Kanzler sein

von Bini Guttmann  08.01.2025

Sebastian Leber

Treitschke ist nicht »umstritten«

Die CDU in Berlin-Steglitz weigert sich, den eindeutigen Antisemitismus des Historikers anzuerkennen – und macht sich damit im Streit um einen Straßennamen unglaubwürdig

von Sebastian Leber  07.01.2025

Volker Beck

Christoph Heusgen: Ein außenpolitischer Bruchpilot

Die Kritik des Spitzendiplomaten an Israel ist niederträchtig – und seine eigene politische Bilanz verheerend

von Volker Beck  02.01.2025

Mascha Malburg

Wer jüdisches Leben wirklich schützt

Manche jüdische Einrichtungen setzen neben dem Polizeischutz auf eigenes Sicherheitspersonal – und das ist auch gut so

von Mascha Malburg  02.01.2025

Sabine Brandes

Frieden einfordern

Unsere Israel-Korrespondentin Sabine Brandes ist davon überzeugt, dass ein Naher Osten ohne Blutvergießen kein Traum bleiben muss

von Sabine Brandes  01.01.2025