Stefan Hensel

Dialog? Nur ohne Juden, bitte

Stefan Hensel Foto: picture alliance/dpa

Mbembe, Esack, Broomberg, Afisina und Hartono: Das sind die Namen, die in jüngster Zeit zu Kontroversen im Hamburger akademischen Milieu geführt haben. Fast alle sind aktive Unterstützer der antisemitischen BDS-Kampagne, und manche von ihnen sind dafür verantwortlich, dass Juden in Deutschland öffentlich als Schweine dargestellt wurden. Alle haben oder hatten in den vergangenen Jahren Lehraufträge an der Hamburger Hochschule oder im Kulturbetrieb der Hansestadt.

Die beiden Letztgenannten, Reza Afisina und Iswanto Hartono, sind Teil des Künstlerkollektivs ruangrupa, das die documenta 15 kuratiert und diese zu einer Antisemitismusschau gemacht hat. Beide Künstler haben einen »Letter against Apartheid« unterzeichnet und unterstützen damit die Forderung nach einem Boykott israelischer Künstler und Akademiker.

widerstand In Hamburg standen Juden in Reaktion darauf unlängst vor der Hochschule für bildende Künste, um gegen die Professuren von Hartono und Afisina zu protestieren. Auf ihren Plakaten deklarierten sie in einem Akt des Widerstandes, dass sie keine Schweine sind, und bezogen sich damit auf die antisemitischen Darstellungen in Kassel.

Wenn es um uns geht, wird es so still wie zu jeder Schweigeminute.

Als Reaktion auf die »Kontroverse« veranstaltet nun die Hochschule ihrerseits ein Symposium zur documenta 15 und »möchte die Hintergründe (…), unterschiedliche Standpunkte ins Gespräch bringen und eine Debatte ermöglichen, die explizit den Antisemitismus im Kunstfeld thematisiert«.

skandal Der Skandal: Auf dem Podium werden keine Vertreter der Jüdischen Gemeinde Hamburg, des Zentralrats der Juden oder der Antisemitismusbeauftragte sitzen, sondern Hartono und Afisina, Vertreter aus dem Kulturbetrieb, davon Aktivisten der Kampagne gegen den Anti-BDS-Bundestagsbeschluss und natürlich einige jüdische Protagonisten, die weit entfernt von unserer jüdischen Realität und jüdischen Institutionen agieren.

Es wird ein Symposium sein, das eine Zeitenwende für Juden sowie jüdische Institutionen zusammenfasst, sichtbar macht und verdeutlicht, dass unsere Meinung, die Meinung von Juden, bloß stört. Zeitenwende bedeutet in diesem Fall auch, dass keine Person aus dem Hamburger Kulturbetrieb die Stimme gegen diese Zumutung erhoben hat. Wenn es um uns geht, wird es so still wie zu jeder Schweigeminute.

Der Autor ist Antisemitismusbeauftragter der Hansestadt Hamburg.

Meinung

Die Vereinten Nationen und das zynische Spiel mit den Totenzahlen in Gaza

Der neue Bericht des UN-Hochkommissars für Menschenrechte zum Krieg gegen die Hamas zeigt einmal mehr die Diskrepanz zwischen Terror-Propaganda und Wirklichkeit

von Jacques Abramowicz  12.11.2024

Meinung

Der AfD geht es nicht nur ums Bauhaus

Die Rechtsaußen-Partei lehnt die Moderne ab und bedient sich der völkischen Argumentation der 1920er-Jahre

von Philipp Oswalt  11.11.2024

Kommentar

Free Europe from Hamas!

Makkabi-Präsident Alon Meyer erwartet Wehrhaftigkeit von Politik und Gesellschaft - gegen Antisemitismus und für den Erhalt der Demokratie

von Alon Meyer  11.11.2024

Meinung

Wir haben schon lange die Anfänge der Gewalt verlassen

»Was muss noch passieren, bis unsere Gesellschaft und die politisch Verantwortlichen verstehen, dass jüdisches Leben bedroht ist, nur weil es jüdisch ist?«, fragt Michel Friedman nach Amsterdam

von Michel Friedman  10.11.2024

Alfred Jacoby

AfD gegen Bauhaus und Demokratie

Völlig ignorant poltern die Populisten gegen das UNESCO-Weltkulturerbe – und beschwören den eigenen Glauben an eine neue rechtsextreme Götterdämmerung

von Alfred Jacoby  09.11.2024

Brände im Hula-Naturreservat im Norden Israels

Meinung

Schwarzer Rauch über Israels Norden

Die durch den Hisbollah-Beschuss verursachte Umweltkatastrophe ist Klimaaktivisten wie Greta Thunberg gleichgültig

von Alon David  08.11.2024

Resolution gegen Antisemitismus

Ein Lob dem Bundestag

Das Parlament hat der massiven Kritik am Entschließungsantrag widerstanden. Gut so, findet unser Redakteur

von Michael Thaidigsmann  07.11.2024

Gaza/Israel

Die Hamas gibt die Geiseln nicht frei – und die Welt schweigt

Ein Kommentar von Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  06.11.2024

Meinung

Der Schutz jüdischen Lebens gehört in die Verfassung!

Ein solcher Schritt wäre ein verbindliches Versprechen an alle Juden, dass »Nie wieder« nicht nur Rhetorik ist

von Ludwig Spaenle, Susanne Krause-Hinrichs  06.11.2024