Meinung

Der PEN Berlin und die Feinde Israels

In der Schriftstellervereinigung konnte eine Resolution BDS-naher Autoren gerade noch abgewendet werden. Alles gut also? Nicht wirklich

von Lorenz S. Beckhardt  18.12.2024 13:35 Uhr

Lorenz S. Beckhardt Foto: Marina Maisel

In der Schriftstellervereinigung konnte eine Resolution BDS-naher Autoren gerade noch abgewendet werden. Alles gut also? Nicht wirklich

von Lorenz S. Beckhardt  18.12.2024 13:35 Uhr

Das war knapp! Auf einer Mitgliederversammlung des PEN Berlin am 8. Dezember hätte eine Gruppe BDS-naher Autoren beinahe die größte Schriftstellervereinigung Deutschlands gekapert. Eine Resolution, die die Tötung von Journalisten in Gaza und damit die Verantwortung für den Krieg mit seinen Opfern einseitig Israel zuschrieb und das Massaker am 7. Oktober 2023 nur beiläufig erwähnte, wurde mit einer Stimme Mehrheit verhindert.

Der größte Teil der Initiatoren dieser Erklärung ist daraufhin aus dem PEN Berlin ausgetreten. Der Rest der Unterstützer zeigt öffentlich Reue und plädiert dafür, zur eigentlichen Arbeit, der Unterstützung verfolgter Autorinnen und Autoren weltweit, zurückzukehren. Alles gut also? Nicht wirklich.

Weltweit baut sich eine Phalanx des Kulturboykotts gegen Israel auf. Vor allem in der angelsächsischen Welt werden Israelis unabhängig von ihrer Haltung zum Krieg ausgegrenzt. Geben wir uns keinen Illusionen hin! Auch mit einer linken demokratischen Regierung in Jerusalem wäre der internationale israelbezogene Antisemitismus nicht leiser.

Schon kurz nach dem 7. Oktober 2023 sind einige jüdische Autorinnen und Autoren aus dem PEN Berlin ausgetreten.

Beinah wäre der PEN Berlin, dessen Sprecher Deniz Yücel gebetsmühlenartig reklamiert, dass BDS keinen Platz in seinen Reihen habe, ins Lager der »Lest keine Juden!«-Propagandisten gerutscht. Doch zur Fairness gehört, dass die große Mehrheit der Mitglieder ihnen nicht gefolgt wäre.

Schon kurz nach dem 7. Oktober 2023 sind einige jüdische Autorinnen und Autoren aus dem PEN Berlin ausgetreten, weil führende Stimmen das Massaker nicht vorbehaltlos kritisiert haben, sondern der alten, fürchterlichen Logik gefolgt waren, dass es doch Gründe geben müsse, wenn jemand so viele Juden morde.

Die gescheiterte BDS-Resolution hat nun immerhin dazu geführt, dass sich eine große Regionalgruppe West des PEN Berlin den Kampf gegen BDS und Kulturboykott auf die Fahnen geschrieben hat. Sie zu unterstützen, wäre ein Grund, (wieder) in den PEN Berlin einzutreten!

Der Autor ist WDR-Redakteur, Vorsitzender des Verbands Jüdischer Journalistinnen und Journalisten und Mitglied beim PEN Berlin.

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