Sie nennen sich »Corona-Rebellen«, rufen bundesweit zu sogenannten Hygiene-Demos auf, die ziemlich unhygienisch ausfallen, weil auf Mundschutz oder Abstandsregeln ostentativ verzichtet wird, und haben mit »Widerstand 2020« angeblich sogar eine eigene Partei.
Ihre Agenda: Die Maßnahmen der Bundesregierung, die aufgrund der Coronavirus-Krise beschlossen wurden, seien völlig übertrieben und dienten nur einem einzigen Zweck, nämlich der Abschaffung aller Grundrechte und der Errichtung einer Diktatur.
Und überhaupt sei das mit dem Virus so eine Sache, behaupten sie. Wahlweise stecke Bill Gates dahinter, der mit einem Impfstoff den großen Reibach machen und dabei der ganzen Weltbevölkerung seine Mikrochips einpflanzen wolle, um sie zu kontrollieren, oder aber die Freimaurer und der jüdische Milliardär George Soros. Kurzum, es gehe um die »neue Weltordnung«.
In Berlin zogen sie mit dem Klassiker »Die Gedanken sind frei« auf den Lippen gleich mehrfach vor die Volksbühne oder das Kanzleramt. Dabei sah man altbekannte Gesichter wie den umstrittenen Radiomoderator Ken Jebsen oder den rechtsextremen »Volkslehrer« und Schoa-Leugner Nikolai Nerling.
Mit von der Partie ist der prominente Vegan-Starkoch Attila Hildmann, der den nun überall vorgeschriebenen Mundschutz als »das neue Hakenkreuz« bezeichnet.
Mit von der Partie ist jetzt auch der prominente Vegan-Starkoch Attila Hildmann, der den nun überall vorgeschriebenen Mundschutz als »das neue Hakenkreuz« bezeichnete und sich mit dem reichsbürgeraffinen Schmusebarden Xavier Naidoo verbrüderte. »Wir beide sind bereit, für diese Sache Kopfschüsse zu kassieren!«, teilten sie auf Telegram mit.
STERN Zugleich inszenieren sich die »Corona-Rebellen« als potenzielle Opfer eines neuen totalitären Regimes nach dem Muster des Dritten Reichs, bezeichnen die Ausgangsbeschränkungen als »sozialen Holocaust« und heften sich gerne auch mal einen gelben Stern mit der Aufschrift »ungeimpft« an die Brust.
Bleibt nur die Frage: Was mag das für eine Verschwörung sein, die nur derartige Trottel erkennen können.
Der Autor ist freier Journalist in Berlin und Tel Aviv.