Kommentar

Das Unfassbare ertragen

Sie hatte diesen Blick, der alles sagte. Zumindest dachte ich das. Ich schaute das die Aufnahme wieder und wieder an. Heute nochmal. Und immer wieder stelle ich mir dieses Gefühl der Ohnmacht vor, wie es sich anfühlen muss, wenn der beste Freund, der geliebte Mann nicht mehr zurückkommt, wenn der Tod einmal mehr über das Leben siegt. Wessen Triumph ist es?

Sie quittierte ihnen das Geschehene mit Verachtung. Mit der Aufforderung, dass ihre Würde unantastbar sei. Mit Hoffnung. Als wäre sie selbst unverwundbar. Was ging damals durch ihren Kopf, als man der Welt vorgaukelte, ihre Freilassung wäre der Auftakt zur Freilassung aller Geiseln? Alles nur Scharade. Die Welt ließ sich einmal mehr blenden. Wusste sie damals schon, was geschehen wird? Wusste sie, dass auch ihre Welt für immer aus den Fugen geraten wird? War ihre Kraft auch nur vorgetäuscht? Als Zeichen der Stärke.

Lesen Sie auch

Nun ist sie allein. Witwe mit 36. Ist sie nicht viel zu jung dafür? Wie alle anderen, deren Innerstes mit jedem Menschen, der ihnen für immer weggerissen wird, abgestumpft wird. Abgebrannt. Wie verkohlte Asche. Wird diese Wunde je verheilen?

Nun ist sie allein. Wird versuchen, das alles zu verstehen, was es nicht zu verstehen gibt.

Ich hoffe, sie findet auch nur irgendeinen Weg, das Unfassbare zu tragen, damit sie zumindest weiteratmen kann.

dreyfus@juedische-allgemeine.de

»Israelphobie«

Elefant im diskursiven Raum

In seinem Buch analysiert Jake Wallis Simon, Herausgeber des »Jewish Chronicle«, den Hass auf den jüdischen Staat

von Ralf Balke  12.01.2025

Anti-Terror Kampf

20 israelische Jets gegen Huthi-Stellungen

Angriff auf zwei Häfen und ein Kraftwerk ist Vergeltung für Kampfdrohnen auf Tel Aviv

von Sabine Brandes  12.01.2025

Jerusalem

»Es bringt Israel zurück zum 6. Oktober«

Opposition kritisiert Wiedereinführung der höchst umstrittenen Justizreform / Charedische Parteien stellen Ultimatum

von Sabine Brandes  12.01.2025

Missbrauch

»Ich habe ein Monster vergöttert«

Eyal Golan soll systematisch junge Mädchen ausgebeutet haben. Jetzt gibt es erneut Vorwürfe

von Sabine Brandes  12.01.2025

Steffen Seibert

Geiseln sind unsere höchste Priorität

Der deutsche Botschafter in Israel sprach auf der Kundgebung in Tel Aviv

 12.01.2025

Nachruf

Keine halben Sachen

Die langjährige Israel-Korrespondentin der WELT, Christine Kensche, ist gestorben. Ein persönlicher Nachruf auf eine talentierte Reporterin und einen besonderen Menschen

von Silke Mülherr  10.01.2025

Nahost

Katz fordert Plan für Hamas-Niederlage

Sollten die Geiseln nicht bis zum 20. Januar freigelassen werden, will der israelische Verteidigungsminister eine komplette Zerschlagung der Terrorgruppe

 10.01.2025

Nachruf

Eine unabhängige Beobachterin mit Herzensbildung

WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard nimmt Abschied von Israel-Korrespondentin Christine Kensche

von Jan Philipp Burgard  10.01.2025

Israel

Armee erklärt Hamas-Geisel Hamza Ziyadna (23) für tot

Erst am Mittwoch wurde die Leiche seines Vaters im Gazastreifen geborgen

 10.01.2025