Das ganze Land spricht über die Soldaten in der Berliner Julius-Leber-Kaserne. Dem Anschein nach laufen sie wild und ziellos umher. Doch in Wirklichkeit ist das Ziel genau im Blick: die Entwicklung der auf diese Weise erstmalig im Feld getesteten »Stopp-Corona-App«.
Distanz Per Bluetooth wird jeder Kontakt über eine bestimmte Dauer auf kürzere Distanz registriert. Nach positiver Testung gibt man dies in der App an, und alle zuvor begegneten Personen werden automatisch und anonym gewarnt. Die Verbreitung des Virus lässt sich so besser nachzeichnen, wodurch limitierte Testkapazitäten effizienter genutzt werden können.
Es wurde darauf verzichtet, einfach die Bewegungsprofile mit den Daten der Netzanbieter zu erfassen. Und anders als etwa in China soll die Nutzung der App freiwillig erfolgen. Damit obliegt es uns zu entscheiden, ob wir zum Erfolg des Programms beitragen wollen. Keinesfalls ein rein moralphilosophisches Dilemma also, sondern eine unter Zeitdruck zu treffende Entscheidung – wenn die App wie erwartet kommt.
Es obliegt uns zu entscheiden, ob wir zum Erfolg des Programms beitragen wollen.
Wir müssen das gesundheitliche Gemeinwohl gegen den Schutz der eigenen Daten und letztlich auch die eigene Freiheit abwägen. Nach Cambridge Analytica und der Snowden-Affäre bestand die Möglichkeit, eine breite netzpolitische Debatte zu führen. Dies erfolgte zu exklusiv, es fehlen das Bewusstsein und die Teilhabe aller Betroffenen. Denn schon jetzt treffen wir mehrfach am Tag bewusst und unbewusst Entscheidungen zur Verwendung unserer Daten. Statt Facebook oder Amazon wäre nun der Staat Abnehmer.
DSGVO Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Wenn stimmt, was behauptet wird, dann wurde die DSGVO mitgedacht: Die Kommunikation zwischen Geräten findet verschlüsselt statt, es werden weder Standorte verzeichnet noch personenbezogene Daten ausgetauscht.
Dennoch ist der Download der App eine Vertrauensfrage. Ich werde sie mir für die Dauer dieser Epidemie auf einem Zweitgerät installieren. Die Entscheidung muss jeder selbst treffen. Doch treffen Sie sie bewusst: Lesen Sie – etwa auf netzpolitik.org – mehr zur App. Und löschen Sie sie, wenn der Spuk endlich ein Ende hat. Sicher ist sicher.
Benjamin Fischer ist Beauftragter für Digital Transformation bei der ZWST.